Ohne lästige Kontrollen bald durch ganz Berlin

■ Ab 1. Juli fallen die Personenkontrollen innerhalb von Gesamtberlin weg

Berlin. Zwei Tage ließ sich die Regierung in Ost-Berlin Zeit, einen Beschluß zu verkünden, auf den in Berlin schon seit langem gewartet wird: Am späten Freitag abend teilte eine Sprecherin der DDR-Regierung in dürren Worten mit, daß ab dem 2. Juli in Berlin keine innerstädtischen Personenkontrollen mehr durchgeführt werden. Einen entsprechenden Beschluß hatte der Ministerrat bereits am Mittwoch gefaßt. Wie weiter mitgeteilt wurde, werden Grenzer weiterhin „Stichproben“ durchführen. Die neue Kontrollregelung habe nichts zu tun mit der allgemeinen Praxis bei der innerdeutschen Grenzabfertigung, sie betreffe nur die 160 Kilometer lange Grenze um West-Berlin. Von Westberliner Seite hatte der Regierende Momper schon lange gefordert, daß mit der Herstellung der Währungsunion alle Innerberliner Kontrollen überflüssig seien und die Personenkontrollen an die Außengrenzen verlagert werden sollten. Nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister von Ost -Berlin erhob auch Schwierzina die gleiche Forderung.

Ebenfalls am Mittwoch war vom Ministerrat beschlossen worden, die Mauer bis zum 2. Juli vollständig abzureißen und die durchbrochenen Straßenverbindungen wiederherzustellen. Abrüstungsminister Eppelmann verkündete am Freitag, der Mauerabriß werde unter der Koordination seines Parlamentarischen Staatssekretärs Wieczorek stattfinden. Auf kommunaler Ebene wollte auch die neue Ostberliner Stadtregierung nicht zurückstehen: Schwierzina kündigte die Einrichtung einer Koordinierungsstelle Mauerabriß an, die heute in der Verwaltung des Baustadtrats Kraft installiert werden soll. Der neue OB forderte mehrfach Baufirmen auf, sich kostenlos am Abriß der Mauer zu beteiligen. In einem Interview versuchte die (Ost-)'Berliner Zeitung‘, Privatbürger damit zu ködern, daß sie fürs Handanlegen beim Mauerabriß eine Erinnerungsurkunde und ein Stück Mauer erhielten.

kd