Rot-Grün in Hannover läßt Bremen kalt

■ Parteien, Fraktionen und Senat ignorieren den Machtwechsel in Niedersachsen

Funkstille auf allen Ebenen herrscht zur Zeit zwischen den PolitikerInnen in Bremen und Hannover. Die rot-grünen Koalitionsverhandlungen werden im kleinsten Bundesland, das immerhin rundum von Niedersachsen umgeben ist, bestenfalls in der Zeitung verfolgt. Öffentliche oder interne Debatten, geschweige denn Versuche direkter Einflußnahme hat es aber bislang weder im Senat noch in Fraktionen und Landesverbänden von SPD und Grünen gegeben.

„Schröder ist nicht besonders informationsfreudig“, beklagt Senatssprecher Ostendorf. Einen „heißen Draht“ nach Hannover gebe es nicht. Und weil Bremens Regierungschef Klaus Wedemeier seit Beginn der heißen Phase der Koalitionsverhandlungen auf USA-Reise ist, entfallen auch die „freundschaftlichen Telefonante“, die er ansonsten ab und zu mit Gerhard Schröder führt. Im Senat war das Thema Rot-Grün noch kein Thema - „auch nicht in der Suppenrunde“, weiß Ostendorf.

Selbst die bereits bekannt gewordenen Entscheidungen über Niedersachsens Ausstieg aus der Müllverbrennung oder die Streichung der Küstenautobahn von Stade nach Emden haben Bremens Parteien und Regierung noch nicht kommentiert. Dabei betrifft es durchaus ihre Arbeit, daß zum Beispiel der Wesertunnel zwischen Bremen und Bremerhaven jetzt nur noch zweispurig als Bundesstraße gebaut werden soll. Die Absichtserklärung, den Stader Schrottreaktor bei nächster Gelegenheit stillzulegen, entspricht immerhin seit Jahren der Beschlußlage in der Bremer Bürgerschaft. Doch wie Niedersachsen dabei geholfen werden kann, das diskutiert jetzt in Bremen niemand mehr.

Und als Gerhard Schröder gestern nachmittag zusammen mit Thea Dückert und dem Bürgermeister von Cuxhaven bei Hamburgs Bürgermeister Voscherau über die Konkurrenz der Nordseehäfen verhandelte, war ebenfalls niemand aus Bremen dabei.

Auch auf der Fraktionssitzung der Bremer Grünen war Hannover gestern kein Thema. „Früher gab es einmal Regionalkonferenzen zwischen Bremer und niedersächsischen Abgeordneten“, erinnert sich zum Beispiel Martin Thomas. Daß sie schon seit Jahren eingeschlafen sind erklärt er sich mit einer „falsch verstandenen Dezentralität“ seiner Partei. Kein Landesverband sei es gewohnt, „über den eigenen Tellerrand zu schauen“.

Ase