Dieters Digest

■ Kleine Nachrichten aus den Berliner Hochschulen

Was die Kommilitonen von der Technischen Universität abgehalten habe, wisse er nicht. Die Studenten der Humboldt -Universität wären ganz mit den Vorbereitungen des Streiktages und der Protestkundgebung gestern beschäftigt gewesen. Deshalb seien kaum welche gekommen, kommentierte Humboldt-Rektor Heinrich Fink das Fernbleiben der Studenten. Die TU hatte am Mittwoch zum gemeinsamen Hochschultag von TU und Humboldt-Uni eingeladen. Doch den Diskussionsveranstaltungen über Hochschulverfassung, Wissenschaftslandschaft, Studienreformen und das Verhältnis von Technik und Gesellschaft wohnten fast keine Studenten bei. Die Dozenten hatten das Vergnügen, ungestört von äußeren Einflüssen miteinander zu fachsimpeln. TU-Professor Norbert Miller, der nach eigenem Bekunden von TU-Präsident Manfred Fricke dienstverpflichtet worden war, einen Vortrag (über das Studium generale) zu halten, begrüßte seine wenigen Zuhörer mit einem ehrlichen „Bringen wir's hinter uns!“. Im Januar hatte sich eine Gruppe engagierter Studenten noch die Mühe gemacht, den Auftakt zum ersten gemeinsamen Hochschultag von Freier und Humboldt-Uni zu sprengen. An der TU hatten die Kommilitonen schon vorher ihr Sprengsoll erfüllt, als sie einer Sitzung des Akademischen Senates den vorzeitigen Garaus bereiteten. Sie taten damit ihren Protest gegen die Numerus-clausus-Verschärfungen in Berlin kund.

So weit, daß sie Veranstaltungen sprengen, sind die Tutoren an der TU noch nicht. Doch auch darauf bereiten sie sich für den Notfall vor. Vor fünf Jahren war er eingetreten, als der damalige Wissenschaftssenator Kewenig (CDU) den Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten kündigte, um sie fortan ohne Tarifvertrag schuften zu lassen. Jetzt ist es wieder so weit: Der Tarifvertrag kann wieder gekündigt werden. Wissenschaftssenatorin Riedmüller hält sich bedeckt, ob sie ihn kündigen wird. Daher hat sich an der TU eine Tarifvertrag-Initiative gegründet, die bislang vergeblich versucht hat, die Senatorin für ein Gespräch zu gewinnen. Nach den Erfahrungen mit dem Westberliner KiTa-Streik sind die Tutoren gewarnt. Am Mittwoch, 13. Juni, um 16 Uhr wollen sie daher mit ÖTV- und GEW-Vertretern in der TU eine Strategiediskussion führen.

Dieter Hufutu