Was lange währt, wird endlich gut

■ Wedding, Partnerbezirk von Berlin-Mitte, verschmäht den dortigen Bürgermeister / Dafür zeigt Tiergarten Interesse

Mitte. Ein deutsch-deutsches Familiendrama nähert sich einem glücklichen Ende. Vielleicht. Im Ostberliner Bezirk Mitte war der jetzige Bürgermeister Benno Hasse vom Bündnis 90 auch mit den Stimmen der PDS gewählt worden. Für die dortige CDU und SPD war dies ein Skandal. Sie weigerten sich gar, die Wahl der übrigen Stadträte fortzusetzen. Dabei hatte das Bündnis der SPD eine Minderheitenkoalition angetragen, freilich ohne die alte Blockpartei CDU. Die SPD jedoch hatte die Schwarzen dabeihaben wollen und eine Koalition alleine mit dem Bündnis 90 abgelehnt.

So langsam dämmert es nun der SPD Berlin-Mitte, daß man von der Schmollecke aus schlecht Politik machen kann. Sie wurden offensiv, und welch glücklicher Zufall, der Bürgermeister vom westlichen Partnerbezirk Wedding, Jörg-Otto Spiller (SPD), bezeichnete die Wahl des Bündnis-Mannes zunächst auch als „politische Fehlleistung“. Er schnitt den von der PDS mitgewählten Bündnis-Mann Hasse. Zu Terminen wurde Hasse nicht eingeladen, angesagte Partnerschaftstreffen abgesagt. Inzwischen ist das Spiller peinlich, und er wiegelt ab. Es wären nur organisatorische Schwierigkeiten gewesen. Eine Zusammenarbeit wird es trotzdem weiter geben. Diese moderaten Töne waren nun dem Bezirk Mitte neu. Aber Bürgermeister Hasse ist ohnehin gelassen. „Ich gehöre zu den wenigen Leuten, die die Wende herbeigeführt haben, und wir haben die Oppositition jahrelang durchgehalten. Man muß nur fest und wahrhaftig sein.“ Außerdem hätten schon andere Bezirke Unterstützung signalisiert, etwa Tiergarten.

„Ich habe mit Bürgermeister Hasse keine Berührungsängste, und das Bündnis 90 ist mir lieb“, meinte Tiergartens Baustadtrat Porath, ebenfalls SPD. Man unterstütze Mitte jetzt schon und strebe natürlich weiterhin die Partnerschaft an. „Es ist mir sowieso unverständlich, warum der Senat nicht gleich so entschieden hat, daß wir Mittes Partnerbezirk werden und nicht Wedding“, meinte Porath.

Eva Schweitzer