Intendant nicht bestätigt

■ DDR-Medienkontrollrat lehnt Gero Hammer ab

Nach vierstündiger Beratung platzte im ehemaligen Haus des Nationalrates die Bombe: der Vorsitzende des DDR -Medienkontollrates, Martin Kramer, gab bekannt, daß der von Ministerpräsident de Maiziere berufene Generalintendant für Hörfunk und Fernsehen, Gero Hammer, von dem Gremium mehrheitlich in seinem Amt nicht bestätigt wurde.

In einer zweistündigen Beratung hatten die kritischen Mitglieder des Medienkontrollrates den 57jährigen Leiter des Hans-Otto Theaters in Potsdam gewogen und für zu leicht befunden. Der Vorsitzende, Martin Kramer, betonte bei der Bekanntgabe des Beschlusses jedoch, daß sich diese Entscheidung nicht gegen Gero Hammer persönlich richte. Welche Gründe zu der Nichtbestätigung führten, veriet Kramer der wartenden Öffentlichkeit jedoch nicht.

Statt dessen ging man nahtlos zu dem nächsten Tagesordnungspunkt, die Vorstellung des Privatsenders RTL -Plus, über. Doch die Entscheidung, Gero Hammer in seinem Amt als Generalintendant nicht zu bestätigen, schien für die meisten Anwesenden keine Überraschung zu sein.

Allein die Tatsache, daß die Regierung noch immer zur Berufung der Indendanz berechtigt ist, löste viel Unbehagen aus. Medienminister Gottfried Müller versuchte, den Vorgang zu legitimieren, indem er auf die Bestätigung durch das demokratische Gremium Medienkontrollrat verwies.

Mit der Bemerkung, ebenso wie Modrow seinen Vertrauensmann Hans Bentzien benannt hätte, habe auch de Maiziere das Recht auf einen Intendanten seines Vertrauens, erreichte er jedoch genau das Gegenteil. Strittig erschien auch, daß Hammer die ehemals getrennten Intendanzen von Hörfunk und Fernsehen in einem Amt vereinen soll.

Gero Hammer hat es nicht geschafft, die Bedenken des Gremiums auszuräumen. Ob seine Person wirklich bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt hat, ist fraglich. Schließlich ist er nicht nur Leiter des Potsdamer Theaters, sondern auch im Parteivorstand des Bundes Freier Demokraten, und die sind in der Regierungskoalition.

Auch seine allgemein gehaltenen Ausführungen über die Zukunft des Deutschen Fernseh-Funks konnten den Medienkontrollrat nicht davon überzeugen, der staatlichen Berufung ein demokratisches Mäntelchen umzuhängen.

Marina Schmidt