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US-sowjetische Eintracht in Äthiopien

■ US-Nahrungsmittel für das von einer Hungerkatastrophe bedrohte Nordäthiopien sollen mit Sowjetflugzeugen nach Asmara geflogen werden / Hoher US-Beamter bei Mengistu

Addis Abeba (dpa/taz) - Der äthiopische Staatschef Mengistu und der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Thomas Pickering, haben am Wochenende die Pläne der USA diskutiert, gemeinsam mit der Sowjetunion eine Hungerhilfsaktion für die Bevölkerung Nordäthiopiens zu organisieren. Nach den Vorstellungen der Regierungen in Washington und Moskau sollen amerikanische Nahrungsmittel im eritreischen Hafen von Massawa angeliefert und mit sowjetischen Transportflugzeugen in die eritreische Provinzhauptstadt Asmara geflogen werden. Bush und Gorbatschow hatten bei ihrem Gipfeltreffen Anfang Juni beschlossen, gemeinsam zur Konfliktlösung in Äthiopien beizutragen.

Problematisch dabei ist jedoch, daß der Hafen Massawa seit Februar von der Eritreischen Volksbefreiungsfront (EPLF) kontrolliert wird und Asmara unter EPLF-Belagerung steht. Die Guerillabewegung, die für ein unabhängiges Eritrea kämpft, weigert sich, den Hafen von Massawa für Nahrungsmittellieferungen an die äthiopische Regierung zur Verfügung zu stellen. Wiederholt hat sie gedroht, jedes Flugzeug abzuschießen, das auf dem Flugplatz von Asmara zu landen versuche. Die äthiopische Regierung fliege unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe Tag und Nacht Truppen, Waffen und Munition nach Asmara ein und evakuiere Verwundete, hieß es Anfang Juni in einer EPLF-Erklärung.

In Nordäthiopien sind nach Angaben humanitärer Hilfsorgsanisationen bis zu 1,5 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. Bisher wurden Hilfsgüter nur über Südsudan oder den von der äthiopischen Armee gehaltenen Hafen Assab geliefert, wobei immer wieder das äthiopische Militär beschuldigt wurde, den Großteil davon für sich selbst abzuzweigen.

D.J.

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