piwik no script img

Bei Mausens vorbeiblättern

■ „Vivre en Livres“: Französische Jugendbücher samt Autoren in Bremen

Eine boite a lire, eine „offene Bücherkammer“ wurde am Montag von Institut Francais und Stadtbibliothek in der Bibliothek Neustadt eröffnet. In einem etwas abseits gelegenen Raum liegen auf kleinen Borden 170 französische Kinder-und Jugendbücher, so richtig zum Anfassen und Drinherumschmökern für die, die des Französischen einigermaßen mächtig sind. Oder gerne Illustrationen anschauen.

Das kann man aber nicht nur in den Büchern, denn an Stellwänden in der boite hängen Blätter einiger französischer Illustratoren. Zum Beispiel die surrealen von Frederic Clement. Da steht, in gelblich-grünes Alptraumlicht getaucht, auf einem Parkplatz an einer großen, leeren Straße ein Bett, darin schläft ein Mädchen. Am Fußende sitzt ein Käuzchen, vor dem Bett liegen eine Puppe und ein Buch. Ganz anders, niedlich und lieb vermenschlicht, das Mäusebild von Pierre Cornuel. „Morgen ist Schulanfang“. Daran erinnern leere, winzige Schreibpulte mit schräger Platte, die Mäuselehrerin putzt vorsorglich die Tafel. Draußen vor der Schule aber tobt noch das verschärfte Mäusekinderleben.

Aber ehe wir uns Bilder und Bücher anschauen können, die offizielle Eröffnungsfeier. Wir hö

ren von verschiedenen Märchen Neufassungen von Bremer Schulklassen, etwa, von Johann König gelesen, neue „Bremer Stadtmusikanten“. Die hat mit seiner Hilfe eine Klasse geschrieben, die damit neben anderen nach Paris eingeladen worden ist. Darin kommen die Stadtmusikanten zwar bis Bremen, müssen aber erfahren, daß es auch hier was Besseres als den Tod nicht ohne weiteres gibt. Diese Umdichtung ist, von den Schülern getanzt, am Donnerstag ab 15.30 Uhr beim „Tag der Musik“ im Institut Francais zu sehen,

Danach las der französische Jugendbuchautor Jean-Ives Loude eine Geschichte, die Bremer Schüler selbst erfunden und auf französisch geschrieben haben. Aus dem Gelächter der verstehenden Zuhörer schloß ich, daß die Geschichte ausgesprochen witzig sein muß. Sie wurde im Wettbewerb „Donnez Nous Des Nouvelles“ preisgekrönt und ist übermorgen, am Freitag, zwischen 8.45 und 9.30 auf Radio Bremen II zu hören.

Danach lebhafter Applaus für die jugendlichen Schriftsteller, die boite a lire war freigegeben zum Schauen und Schmökern. „Eine schöne Bibliothek“, meinte mein zweieinhalbjähriger Sohn, und wenn er dabei auch weniger den Lesehunger als die Salzstangen vom Buffet im Sinne hatte, so mag sein Urteil ja trotzdem nicht falsch gewesen sein. Christine Spies

Die Ausstellung ist noch zu sehen bis zum 12. Juli; außerdem liest am 26. 6. der meistgelesene französische Jugendbuchautor Yak Rivais aus seinen Geschichten, und am 28. 6. liest Paul Thies, Autor von Abenteuerbüchern mit sozialem Hintergrund, beides im Institut Francais je um 20 Uhr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen