Leipzigs „MB“ bleibt, wie sie ist

■ Kommerzieller Mißbrauch des größten Studentenklubs auf deutschem Boden soll verhindert werden / Klubrat will als e.V. Nutzungsrechte erstreiten

Leipzig (taz) - Eines der begehrtesten Gebäude Leipzigs ist die Moritzbastei. Wer könnte sich nicht in den Gewölben des Studentenklubs ein gut florierendes Weinrestaurant oder ähnliches vorstellen? Warum sollte die neun Millionen Mark schwere Einrichtung ausgerechnet den überhaupt nicht zahlungskräftigen Studenten zur Verfügung stehen, mag sich mancher fragen. Solchen Gedankengängen ist vorerst ein Ende gesetzt. Die Tradition des einstigen FDJ-Studentenzentrums, das im vorigen Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feierte und an dessen Bau insgesamt 50.000 Studenten mitgearbeitet hatten, soll auch in Zukunft erhalten bleiben.

Zu verdanken ist dies zunächst einer politischen Grundsatzentscheidung des inzwischen abgewählten Rates des Bezirkes, der die Rechtsträgerschaft des Hauses offiziell zum 1. Juli von sich auf die Karl-Marx-Universität übertrug. Damit ist der Entscheidung über den Fortbestand des Klubs immerhin in die Hände des Rektors gelegt, der den studentischen Interessen durchaus wohlwollend gegenübersteht.

Dennoch möchte der Klubrat, bestehend aus Studierenden und hauptamtlichen Mitarbeitern, sichergehen, schon allein um über die Amtszeit des Rektors hinaus seine Rechte gewahrt zu wissen. Aus diesem Grund will man sich in Kürze als e.V. registrieren lassen und dann von der Unileitung die Nutzungsrechte für die „MB“ erwirken. Eine Betreiber-GmbH, teilfinanziert aus dem Klubkonto, soll die Bewirtschaftung des Objektes übernehmen. Gelingt es also den Mitarbeitern, ihre Vorstellung in einer rechtlichen Vereinbarung zu fixieren, ist die Zukunft des Studentenzentrums gesichert.

Zwar streben die Verantwortlichen dann auch den Status der Selbsterwirtschaftung an. Trotzdem werden die Preise weiterhin auf die finanziellen Möglichkeiten von Studenten zugeschnitten bleiben. Auch das Profil des Klubs - Vorträge, Lesungen, Konzerte und etliches mehr - wird fortgesetzt. Ihren guten Ruf hatte die MB bis zum Oktober ja auch als ein offenes Diskussions- und Veranstaltungszentrum.

Das benötigte Geld soll zum Teil über Fremdnutzung hereinkommen, das heißt, die Räumlichkeiten können tagsüber vermietet weden. Auch müssen Gäste des Klubs, die nicht studieren, zukünftig höhere Eintrittspreise bezahlen.

Vera Linß