Max-Planck siedelt Meeresökologen an

■ Neues Institut soll ab '92 Biologie der Küste und Bakterien unter verschiedenen Umweltbedingungen erforschen

In aller Eile, aber mit stolz geschwellter Brust rief Wissenschaftssenator Scherf gestern zur Pressekonferenz: „Soeben hat die Max-Planck-Gesellschaft von ihrer Hauptversammlung in Lübeck aus mitgeteilt, daß sie in Bremen ein Institut für Mikrobielle Ökologie einrichten wird“, verkündete er diese „Sternstunde für unser Bundesland.“ Zwei Experten 1. Ranges sind als Leiter der beiden geplanten Hauptabteilungen ausgemacht worden: Die Abteilung Biogeochemie wird der dänische Meeresökologe Prof. Bo Barker Jorgensen (z.Z. an der Uni Aarhus) übernehmen. Für die Abteilung Mikrobiologie will die Max-Planck-Gesellschaft den Münchener Biologen Prof. Friedrich Widdel einsetzen. Beide haben bereits intensive Vorgespräche mit den Polar- und Meeresforschern des Alfred-Wegener-Instituts und der Bremer Universität geführt. „Alfred-Wegener Institut und die Bremer Uni mit

ihren neuen Schwerpunkten Umweltforschung, Meeresforschung und Mikrobiologie stellen für die Max-Planck-Gesellschaft eine attraktive Wissenschafts- und Forschungsstruktur dar“, betonte auch Uni-Rektor Timm, der maßgelich (Scherf: „klug und nichtöffentlich“) an der Vorbereitung beteiligt war.

Angesiedelt werden soll das neue Institut (Scherf: „Eine erste Adresse. Für Naturwissenschftler gibt es nichts Vergleichbares“) auf dem Unigelände. 1992 wird es seine Arbeit aufnehmen. Bis 1994 werden 50 Mitarbeiter dort beschäftigt, die laufenden Kosten bei 7-8 Millionen (ohne Investitionen) per anno angekommen sein.

Bremen hat gemäß Finanzierungsschlüssel davon jährlich 10 Prozent (800.000 Mark) zu übernehmen. Außerdem wird Bremen das „wissenschaftliche Potential der Uni im naturwissenschaftlichen Bereich verbreitern“, so

Scherf. Klartext: Ein zusätzlicher Lehrstuhl für molekulare Genetik wird geschaffen. Ungefährer Kostenaufwand: 300.000 Mark.

„Als Krönung unserer Bemühungen, Bremen und Bremerhaven zu demStandort der Meeresforschung auszubauen“ wertete

Scherf die Entscheidung der Max-Planck-Gesellschaft, zumal gemunkelt würde, daß künftig auch in der Forschung nur noch in die DDR investiert werde. Das Institut wird sich der meeresbiologischen Grundlagenforschung widmen: der marinen Mikrobio

logie, sowie biochemischen und molekularbiologischen Methoden. Dabei wird die Abteilung Biogeochemie z.B. im Watt und in der Tiefsee natürliche Mikrobenprozesse unter möglichst ungestörten Bedingungen erforschen. In der Abteilung Mikrobiologie werden z.B. Stoffwechselvorgänge in Bakterien untersucht, die sich in Laborversuchen an veränderte Substratangebote anpassen oder in ihren Wechselwirkungen zu anderen Organismen erforscht werden sollen.

Den ersten Protesten der um ein renommiertes Forschungszentrum gebrachten Bremerhavener hält Scherf entgegen: „Wir hatten keine Dispositionsmöglichkeit und müssen die Entscheidung der Gesellschaft und der ausgewählten Wissenschaftler akzeptieren. Entscheidend war m.E. die in Bremen gegebene breite Kooperation mit Kollegen in der Universität, der unmittelbare Kontakt zu Studenten und die Möglichkeit zur Rekrutierung wissenschaftlichen Nachwuchses.“ Für Bremerhaven gelte es jetzt, den weiteren Ausbau der Hochschule bei der Fortschreibung des Hochschulgesamtplanes abzusichern.

ra