: Am Alex türmen sich Abfallberge
■ Magistrat will streikenden Müllwerkern entgegenkommen / Kaufhäuser ersticken im Abfall
Ost-Berlin. Der Magistrat will den streikenden Müllwerkern jetzt doch entgegenkommen. Die Stadträte für Betriebe, Blankenhagel, und Inneres, Krüger (beide SPD), werden in der Magistratssitzung am Dienstag zwei Angebote an die Streikenden einbringen. Geht es nach den beiden Stadträten, wird die Ostberliner Stadtregierung Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ÖTV aufnehmen, obgleich der Magistrat bisher noch nicht für die öffentlichen Betriebe der Stadt zuständig ist. „Letzten Endes“ müsse natürlich die DDR -Regierung die Kosten von Lohnerhöhungen tragen, sagte Magistratssprecher Hoßbach.
Krüger und Blankenhagel wollen außerdem, wie von den Müllwerkern gefordert, für Gewerbebetriebe die Tarife für die Müllabfuhr heraufsetzen. Im Magistrat geht die Furcht um, daß der Müllstreik eine Lawine von Arbeitsniederlegungen auslösen könnte. Die Arbeiter der (Ost-)Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) hätten bereits einen Solidaritätsstreik für den 2. Juli angekündigt. Unterdessen drohen die Kaufhäuser im sich türmenden Abfall zu ersticken.
Vor dem Centrum-Warenhaus am Alexanderplatz türmten sich gestern Papier und Dosen. „Eine Katastrophe, wie das aussieht. Es ist schlimm. Sogar die Müllcontainer sind umgekippt“, berichtete eine Mitarbeiterin. Die Verkäuferinnen könnten den Müll nur noch notdürftig zur Seite räumen. Im Magistrat wurde nicht ausgeschlossen, daß manche Warenhäuser wegen der Abfallberge zumachen müssen. Die 3.200 Müllwerker, die am Dienstag für höhere Löhne und Gebühren in einen unbefristeten Ausstand getreten waren, wollen dem Vernehmen nach wenigstens bis Dienstag weiterstreiken.
Die vor dem Roten Rathaus aufgefahrenen Müllwagen treiben der Protokollabteilung der Stadtregierung bereits Sorgenfalten auf die Stirn: Am Dienstag soll hier nämlich Richard von Weizsäcker die Gesamtberliner Ehrenbürgerschaft verliehen werden.
ap/hmt
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen