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Volk ohne Flaschenbier

■ Fußball-WM mit Selters und Club-Cola? / In Ost-Berlin ist Flaschenbier Mangelware

Ost-Berlin. Zwei Tage vor der Währungsunion hat sich Ost -Berlin in eine flaschenbierfreie Zone verwandelt. Tausende von WM-Fans, die den kommenden Sonntag mit einer Pulle Pilsator beim Viertelfinalspiel BRD-CSFR beschließen wollten, irrten gestern frustriert und fluchend durch die Verbrauchermärkte der Hauptstadt. Anstelle der preiswerten Ost-Marken fand sich in den weitgehend leergeräumten Regalen aber nur westlicher Gerstensaft. Das nur in Dosen abgefüllte Markenpils aus der BRD kostet aber bis zu siebenmal mehr als in der DDR hergestellte Konkurrenzprodukte. Von der verbraucherfeindlichen Planwirtschaft ist auch Frank D. betroffen. Den Ostberliner trifft es besonders schwer, weil er am 1.Juli, dem D(M)-Day, Geburtstag hat und feste feiern wollte. „Ganz Berlin Mitte“ habe er vergeblich nach Flaschenbier abgesucht, außer ein paar Litern Club-Cola aber nichts nach Hause bringen können. Flüssig genug, um sich literweise das teure Exportbier leisten zu können, war Frank D. freilich auch nicht: Wie jeder vernünftige DDR-Bürger hat er sein verfügbares Geld wegen des Umtausches ab kommenden Sonntag auf einer Bank deponiert. Um da wieder ranzukommen, müßte er am Sonntag in der prallen Hitze stundenlang Schlange stehen, doch dazu hat Frank D., der am D-Day 46 wird, „überhaupt keine Lust“. Nun muß er seinen Gästen wohl oder übel „Bescheid“ sagen: Wer was anderes als Likör oder Cola trinken möchte, muß sich selbst versorgen. Die Rettung liegt in diesem Fall in den Kellern der volkseigenen Gaststätten. Dort lagern die Wirte, wie die taz erfuhr, noch massenhaft Faßbier zu annehmbaren Preisen. Falls die CSFR wider Erwarten gewinnen sollte, liegt der Griff zu harten Sachen eh näher: Korn und andere Alkoholika, so wurde uns von Experten versichert, seien in den HOs noch zu haben.

ccm

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