Säbelrasseln um Euphrat

■ Konferenz Syriens, des Irak und der Türkei gescheitert

Berlin (taz) - „Es herrscht Krieg“, kommentiert ein türkischer Diplomat. Ursache des Krieges: das Wasser des Euphrat. Die Kriegsparteien: Syrien, Irak und die Türkei. Wasser sei eine „Brücke des Friedens“ und keine „Waffe“, hatte der türkische Minister für Raumordnungsfragen, Cetin Altinkaya, noch ganz zukunftsoptimistisch in der Eröffnungsrede einer trilateralen Wasserkonferenz auf Ministerebene zwischen Syrien, dem Irak und der Türkei angemerkt. Nach 2 Tagen zogen erbost seine Amtskollegen aus Ankara ab. Das Treffen, daß über die Nutzung des Euphrat -Wassers entscheiden sollte, mündete in einen erbitterten Schlagabtausch.

Die Türkei sitzt allerdings am längeren Hebel. Der Euphrat, mit 2.700 Kilometer der größte Strom Vorderasiens, entspringt in der Türkei. Ankara hatte entschieden, nur 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in andere Staaten fließen zu lassen. Die Drosselung des Wassers dient dazu, den im Januar in Betrieb genommenen Atatürk-Staudamm, einer der größten Staudämme weltweit, aufzufüllen. Syrien und der Irak fordern, daß 700 Kubikmeter pro Sekunde geliefert werden. Im Rahmen des „Südostanatolien-Projekts“ - insgesamt 21 Staudämme und 17 Wasserkraftwerke sind geplant - wird die Türkei in einem Jahrzehnt faktisch zum Wassermonopolisten des Nahen Ostens.

Das dem Pentagon nahestehende „Zentrum für Internationale Strategische Forschung“ geht davon aus, daß Wassernutzungsprobleme - vor allem des Euphrat, Nil und Jordan - künftige Kriegsgründe darstellen könnten. Das Säbelrasseln hat schon begonnen. Syrien mobilisierte Truppenverbände an der türkischen Grenze - eine angebliche „Kriegsgefahr aus Israel“ diente als Vorwand. Seit Dienstag

-dem Beginn der im Fiasko endenden Wasserkonferenz - hatte die Türkei ihrerseits an der Grenze mobilisiert. Der türkische Generalstabschef, Necip Torumtay, wußte es Monate zuvor: „Die Gefahr für die Türkei geht vom Süden aus“.

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