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In Haidhof stehen die Räder still

Der Beginn der „Neuen Maxhütte“ bedeutet das Aus für den Stahlstandort Maxhütte-Haidhof - Von einstmals insgesamt 9.400 Arbeitsplätzen bleiben 1.600 übrig - Opfer für die WAA und die Stahlkonzerne / Kommunalpolitiker fühlen sich betrogen  ■  Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz)- Heute wird die letzte Schicht im Kaltwalzwerk in Maxhütte-Haidhof gefahren. Dann geht im Oberpfälzer Städtedreieck Haidhof, Teublitz und Burglengenfeld nach 137 Jahren die „Stahlzeit“ unwiderruflich zu Ende. Parallel dazu nimmt in Sulzbach -Rosenberg die „Neue Maxhütte Stahlwerke GmbH“ (NMH) die Arbeit auf. Von einstmals 9.400 Arbeitsplätzen bleiben nurmehr 1.608 übrig. Was Bayerns Wirtschaftsminister Lang als „Musterbeispiel für gelungene Strukturpolitik“ feiert, bezeichnen die Maxhütte-Betriebsräte als politisch gesteuerte Arbeitsplatzvernichtung.

Am 16. April 1987 akzeptierte das Amtsgericht Amberg den Konkursantrag der traditionsreichen Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte. Für den Niedergang der 1856 gegründeten Maxhütte macht der Haidhofer Betriebsratsvorsitzende Heinrich Schäffer die bayerische Staatsregierung verantwortlich. Zwar habe die CSU-Regierung immer wieder den unersetzlichen Wert des Stahlwerks für die bayerische Wirtschaft beteuert, aber für dessen Bestand keinen Finger krumm gemacht. So sei der Freistaat untätig geblieben, als die Klöckner-Werk AG Ende 1985 das florierende, hochmoderne Kaltwalzwerk in Maxhütte-Haidhof aufgekauft hatte, um es stillzulegen und die Stahlquoten in das unausgelastete Klöckner-Zweigwerk in Bremen zu verschachern.

Mit nur 40 Millionen Mark wären die 800 Arbeitsplätze in Haidhof zu retten gewesen. Doch die bayerische Staatsregierung hatte längst das Prestigeobjekt WAA im Visier. 3,5 Milliarden Mark sind dazu in den Sand gesetzt worden. „Man wollte die Region ausbluten lassen, um die Akzeptanz für die ungeliebte WAA zu erhöhen“, beschreibt Schäffer die Devise der bayerischen Wirtschaftspolitik.

Auch bei der Gründung der Maxhütte-Auffanggesellschaft nach dem Konkurs blieb der Freistaat seiner Politik treu. Aus ordnungspolitischen Gründen lehnte die Staatsregierung lange eine staatliche Beteiligung ab. Schließlich rang man sich zu einem 45prozentigen Anteil an den 90 Millionen Mark Stammkapital der NMH durch, den Rest teilten sich die Stahlkonzerne Thyssen, Krupp, Klöckner, Mannesmann, Saarstahl und Lechstahl zu je elf Prozent. Bei den Verhandlungen setzten die Stahlkonzerne ihre Interessen durch. Trotz gegenteiliger Gutachten wurde die neue Maxhütte mit nurmehr 1.600 Kumpel konzipiert, der Standort Haidhof fiel einer „Marktbereinigung im Bereich Betonstahl“ zum Opfer. Trotz voller Auftragsbücher und bis zu 20.000 Überstunden pro Monat lehnte das bayerische Wirtschaftsministerium eine Produktionsverlängerung des bis zuletzt rentablen Haidhofer Walzwerks über den 30. Juni hinaus strikt ab.

Haidhofs Bürgermeister Hubert Humbs (SPD) findet diese Haltung schlichtweg „unverständlich“. Von einstmals 3,5 Millionen Mark Gewerbesteuer bleibt der Stadt jetzt kein Pfennig mehr. Ersatzarbeitsplätze sind nicht in Sicht. Das „Wunder von Wackersdorf“ - auf dem ehemaligen WAA-Gelände konnten dank großzügiger Subventionen Betriebe mit insgesamt 4.000 Arbeitsplätzen angesiedelt werden - ging spurlos an Haidhof vorbei. „Die Staatsregierung hat sich völlig auf Wackersdorf konzentriert und uns dabei vergessen“, wirft Humbs der CSU-Regierung vor.

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