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Homage an eine starke D-Mark

■ Kohl: ein großer Tag! / Waigel: ein glücklicher Tag! / de Maiziere: es geht aufwärts!

Berlin (ap/dpa/taz) - Volltönender Optimismus und marktwirtschaftliche Ermunterungen dominierten gestern die deutsch-deutschen Polit-Elogen auf die Einführung der D-Mark in der DDR. Lediglich Grüne und Gewerkschaften durchbrachen mit eher defätistischen Einschätzungen die Bannmeile zukunftsfreudiger Glückseligkeit.

Helmut Kohl charakterisierte in einer Fernsehansprache am Abend die Währungsunion als „entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Einheit unseres Vaterlandes“ und vergab erneut das Kanzlergütezeichen „großer Tag in der Geschichte der deutschen Nation“. Kohl forderte die DDR-Bürger auf, sich durch die „gewiß nicht einfache Zeit des Übergangs“ nicht beirren zu lassen. In Erwartung zukünftiger Verteilungskämpfe versicherte Kohl den Landsleuten in der Bundesrepublik, niemand werde wegen der Vereinigung auf etwas verzichten müssen. Es gehe lediglich darum „Teile dessen, was wir in den nächsten Jahren zusätzlich erwirtschaften, unseren Landsleuten in der DDR zur Verfügung zu stellen“.

Lothar de Maiziere hatte bereits am Vorabend den Kanzler in Sachen Zukunftsoptimismus noch in den Schatten gestellt: Die Zeiten des Mangels seien vorüber, vieles werde einfacher, keiner müsse mehr Schlange stehen, kurz, es werde aufwärts gehen. Da es Arbeit in Hülle und Fülle gebe, werde es auch viele Arbeitsplätze geben.

SPD-Chef Vogel knüpfte mit seiner Würdigung der Währungsunion an die SPD-Tradition der vergangenen Wochen an und versuchte sich als Promotor und Kritiker zugleich: Er begrüßte die Einführung der D-Mark und wies zugleich darauf hin, daß die SPD immer vor einem aprupten Übergang von einem System in das andere gewarnt habe.

Finanzminister Theo Waigel appelierte „an alle Bürger in Deutschland, keine Sorgen zu haben“ und zeigte sich angenehm überrascht vom Stabilitätsbewußtsein der DDR-BürgerInnen, die am ersten Tag weniger Bargeld abgehoben hätten als erwartet. Für die Grünen erklärte Antje Vollmer, den Menschen in der DDR werde fast das ganze Risko der Vereinigung aufgebürdet. Der IG-Metallvorsitzende Franz Steinkühler wollte weder „soziale Verzweiflungstaten“ noch Streiks ausschließen.

eis

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