: Aufhören
■ betr.: "Die D-Mark war die Königin der Nacht", Tagesthema Seite 3 (DM-Einführung in der DDR), "Phantom 'drinnen, Zoff draußen", "Phantomenale Proteste in Hamburg", taz vom 2.7.90
betr.: „Die D-Mark war die Königin der Nacht“, Tagesthema Seite 3 (DM-Einführung in der DDR), “'Phantom‘ drinnen, Zoff draußen“, “'Phantomenale Proteste‘ in Hamburg“, taz vom 2.7.90
Könntet Ihr vielleicht langsam mal damit aufhören, die DDRler als versoffene deutschnationale Idioten hinzustellen? Ich mein‘, mensch kann doch die nicht dafür bestrafen, daß sie die Träume der westdeutschen Salonlinken nicht gar so gern stellvertretend verwirklichen mögen.
Und könntet Ihr auch damit aufhören, das Einschlagen eines Polizistenschädels per Gehwegplatte so als nebensächlich zu übergehen? Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr wohl, daß unsere Freunde und Helfer in Grün sich während Demos nicht selten verhalten wie losgelassene Landsknechte. Das rechtfertigt allerdings nicht das begeisterte Krawallieren unserer vermummten Autonomen-Landser zur „Rebellion eines ganzen Stadtteils“ zu stilisieren. Daß in Deutschland ein „ganzer Stadtteil“ rebelliert, das glaubt Ihr doch wohl selbst nicht, nicht?
Wie auch immer, dieser unterschwellige Applaus für Stellvertreterfights ohne erkennbaren politischen Sinn, und diese offene Verachtung für Menschen, die sich dafür entschieden haben, nicht die Dritten-Weg-Träume der westdeutschen taz-Leserschaft zu verwirklichen zu riskieren
-das geht mir beides an den Nerv.
(Das neue Layout find‘ ich nebenbei sehr gut, und den Wirtschaftsteil könntet Ihr auch endlich mal ausweiten, sonst weiß mensch doch niemals, was sich im Bauch des bösen Gesamtkapitalisten so tut.)
Michael Speka, Bochum/BRD
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