Neu im UT: „Pretty Woman“ mit Richard Gere, Regie: Garry Marshall

■ Teddyschnösel und Aschenbrösel

Ach, wenn der Mann so mit swingendem Po im gutspannenden Flanell durch sein Penthouse ziellichtert, werden alle kleinen Mädchenmorgenblütenträume nochmal wahr: s'ist Richard Gere, vom American Gigolo umgeschult auf Gesamtfinanzhai, aber auch in Pretty Woman immer noch mit diesem sündigen Schnütchen und dem Smartie-Blick. Natürlich kann all sein maßsitzendes Gehabe uns, die wir uns auskennen mit Erlösern auf Pferden hinter Rosenhecken ohne Dornen, nicht täuschen: Hinter seinem kalten Fassadenherz schläft ein Märchenprinz und wird zuerst partout nicht auf den Mund geküßt. Heiliges Nuttenehrenwort.

Zuerst hält Vivian (Julia Roberts) auch, was sie verspricht

-das Straßenstrichputtel, das eines häßlich-schönen Abends dank ihrer Kollegin-Fee in Edward-Richards Sportcoupe gescheucht wird. Dabei ist von Anfang an klar, daß sie für eine Nutte viel zu feinschön ist. Jedenfalls: Kaum sitzt sie in der schicken Lotus-Autoblüte, zappelt sie rum wie Hampelputtel und redet so leberfrischweg, daß man ihr zurufen möchte: „Paß‘ bloß auf und verdirb‘ nicht alles!„; das ist aber extra wegen dem My-Fair-Lady-Effekt, der jetzt beim Finanzhai einsetzen kann und sein Leben mit Sinn durchziehen wie schon Silberfäden die Haare.

Und wirklich: So wie weiland Rex Harrison am Audrey-Hepburn -Material arbeitete, schafft sich Edward aus Vivian eine gesellschaftsfähige Edle Marke „Model“ - mit Wella-Haaren und happy-ending Beinen aus der Strumpfwerbung, was noch zu dem Herz auf dem rechten Fleck dazukommt. Natürlich spricht da Neid mit, denn wenn unsereins nach Pretty Woman aus dem Kino kommt, sind die Beine noch kürzer als so schon.

Das klingt jetzt alles ziemlich kitschig und ist es auch und trifft trotzdem hinein in den Rotlichtbezirk eines jeden Frau-im-Spiegel-Herzens. Selbst der Spiegel ist Richard Geres Teddy-Erotik verfallen und hat ihm letzte Woche seinen Kulturaufmacher vermacht. Also nichts einzuwenden? Doch. Natürlich. clak