Go West Young Man!

■ „Zurück in die ZukunftIII“ - Eine Pferdeoper mit Zeitmaschine

Auf der Einladung zur Pressevorführung war vermerkt, „Freunde und Bekannte können gern mitkommen“. Das taten sie auch. Eine Viertelstunde vor Beginn war der Vorführraum rappelvoll. Um mich herum wurde heftig über die ersten beiden Teile von Zurück in die Zukunft diskutiert. Vorherrschende Meinung: Der erste Teil war ein echter Heuler, der zweite erheblich schlechter, weil völlig überzogen. Und wer Teil eins nicht gesehen hatte, konnte Teil zwei kaum verstehen.

In der Reihe vor mir saß so ein bedauernswerter Mensch. Sein Freund versuchte verzweifelt, ihm die Geschichte von Teil zwei zu erklären, mußte aber nach einigen hoffnungsvollen Ansätzen ergebnislos aufgeben. Kein Wunder, denn begnügte sich Michael J.Fox alias Marty McFly im ersten Teil noch mit einer Rückfahrkarte in die 50er Jahre, so hetzte ihn Christopher Lloyd als Doc Brown in der Fortsetzung zuerst in die Zukunft (2015), dann in die Gegenwart (1985), von dort in die Vergangenheit (1955) und wieder zurück in die Gegenwart. Und das alles in einem Tempo und mit einem Aufwand an Special-Effects-Firlefanz, daß zum Amüsieren kaum Zeit blieb.

Der dritte Teil fängt ähnlich verwirrend an. Gesetze der Logik werden wieder haufenweise mißachtet. Endlich, nach ungefähr einer Viertelstunde, rollt der DeLorean und die Geschichte. Marty macht sich auf den Weg ins Jahr 1885, um Doc Brown vor einem Revolverhelden zu warnen. Kaum im Wilden Westen angekommen, gerät der Prototyp eines amerikanischen Teenagers mit einer Horde Indianer aneinander, die ihm seinen Benzintank durchlöchern. Da Tankstellen erst etliche Jahre später erfunden werden, hat Marty ein echtes Problem. Doc Brown kennt natürlich keine Probleme, für ihn gibt es nur Lösungen. Er beschließt, die Zeitmaschine von einer Lokomotive anschieben zu lassen, um sie auf die für den Zeitsprung benötigte Geschwindigkeit zu bringen. Aber da ist auch noch der mordlustige Desperado Buford „Mad Dog“ Tannen (ein Urahn des ekeligen Biffs der ersten beiden Teile), der dem Doc ans Leder will, und zu allem Überfluß verknallt sich der clevere Doc auch noch in die charmante Lehrerin Clara (Mary Steenburgen).

Der dritte Teil des Zeitreisemärchens wurde direkt im Anschluß an Teil zwei gedreht. Regisseur Robert Zemeckis und sein Drehbuchautor Bob Gale standen wahrscheinlich unter einem enormen Zeitdruck. Das hat dem Film nicht geschadet, im Gegenteil. Es ist eine einfache Geschichte, die da erzählt wird, nicht so überladen wie Teil zwei, und sie ist keine Sekunde langweilig. Der Film variiert recht phantasievoll die Gags der beiden Vorgänger und ist außerdem gespickt mit Zitaten klassischer Western. Als Marty zum Beispiel nach seinem Namen gefragt wird, nennt er sich Clint Eastwood und bekommt als Antwort ein respektloses „Was'n das für'n bescheuerter Name.“ Der Witz zieht sich als rolling gag durch den ganzen Film und Mr.Eastwood wird im Nachspann für die Genehmigung zum Mißbrauch seines Namens ausdrücklich gedankt.

Das Publikum der Pressevorführung begeisterte sich an dieser perfekt gemachten Unterhaltung aus der Spielberg -Fabrik. Zum Schluß gab's tosenden Applaus.

Karl Wegmann

Robert Zemeckis: Zurück in die Zukunft III, mit Michael J.Fox, Christopher Lloyd, Mary Steenburgen; USA 1989, 95Minuten.