SAMSTAG

COUCHPOTATOE-CHIPS & TIPSVon Harald Keller

Judex

Der Westdeutsche Rundfunk zeigt zur Zeit dienstags das Stummfilmserial Die Vampire von Louis Feuillade, eines Pioniers des phantastischen Films. Auch Judex geht auf Feuillade zurück. Georges Franju hielt sich eng an den Stil des Meisters, als er 1963 eine Neuverfilmung schuf, die nicht um Modernisierung des Stoffes bemüht ist, sondern sich bewußt an die Manierismen der Stummfilmer anlehnt und Gestaltungselemente wie die Abblende, die klare Schwarzweißzeichnung der Charaktere eher übernimmt als zitiert. Wie immer in diesen Serials geht es um makellose Unschuld, verkörpert in Gestalt der leibreizenden Tochter eines skrupellosen Bankiers, die vor den Nachstellungen des Bösen bewahrt werden muß. Die Titelfigur Judex ist ihr Retter, eine Art Mischung aus Cagliostro und Batman, wandlungsfäühig, technisch hochgerüstet und immer im richtigen Moment zur Stelle. (Hessen 3, 23.20 Uhr)

Wem gehört die Stadt?

Anfang der dreißiger Jahre hatte Hollywood das Genre des Gangsterfilms entwickelt und zur Blüte gebracht. Die Stilisierung der „Mobster“ zu Helden stieß aber schnell auf moralische Bedenken, und die Szenaristen steuerten gegen. Die Stars des Gansterfilms - James Cagney, Edward G. Robinson udn George Raft waren wohl die prominentesten bekamen neue Rollen zugewiesen. Federführend bei dieser Umwidmung war der Regisseur William Keighley. Er inszenierte unter anderem Wem gehört die Stadt? Hier agiert Robinson als „undercover agent“, der innerhalb einer Gansterorganisation Karriere macht und schließlich - quasi von der Chefetage aus - die Verbrecher der gerechten Strafe zuführt. Sein Widersacher als stellvertretender Syndikatsboß ist Humphrey Bogart, der zu Beginn seiner Karriere vornehmlich skrupellose Killer zu spielen hatte. (ZDF, 23.55 Uhr)

Todesangst bei jeder Dämmerung

Ein weiterer Film von William Keighley steht auf dem Programm von SAT.1. Todesangst bei jeder Dämmerung, gedreht 1939, kann als konsequente Fortsetzung seiner Gansterfilme betrachtet werden, begleitet doch Keighley hier seinen Helden (James Cagney in der Rolle eines unbestechlichen Reporters) bis hinter die Gefängnismauern . Zum Zwecke der moralisch einwandfreien Sympathielenkung - ein Verbrecher als Hauptfigur war mittlerweile verpönt - strecken die Autoren eine Vorgeschichte, die den Protagonisten als unschuldiges Opfer trüber Machenschaften ausweist. Immerhin transportiert der Film durchaus Kritik an den Zuständen im US-Strafvollzug. Besonders kennzeichnend für den ideologischen Impetus des Films war die Rolle George Rafts. Er, dem in der Realität tatsächlich Verbindungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt wurden, spielt einmal mehr einen Gangster. Nur sitzt er in diesem Film im Zuchthaus. Dem Publikum waren die verschlagenen Unterweltler, die Raft vormals dargestellt hatte, noch geläufig. Insofern wurde der symoblische Gehalt dieser Besetzung wohlverstanden: Schwerverbrecher, so lautete die unterschwellig lancierte Botschaft, enden wenig bewunderswürdig auf der harten Gefängnispritsche. (SAT.1, 15.00 Uhr)