Die taz im neuen Gewand

■ betr.: Das neue Erscheinungsbild der DDR-Ausgabe

betr.: Das neue Erscheinungsbild der DDR-Ausgabe

(...) Jetzt also eine Überregionale mit Westübermacht. Es tut mir wirklich leid, aber was unsere Probleme in dieser noch bestehenden DDR angeht, da könnt Ihr West-Berliner wirklich nur als die lieben Tanten und Onkel aus dem Westen erscheinen, die alles besser wissen und denen wir hier nur Danke sagen dürfen. Mehr nicht. Ihr seid zu sehr in Eurer Wohlstandsgesellschaft verwurzelt. Merkt Ihr das nicht?

Genauso, wie wir unsere Vergangenheit nicht ablegen können, schafft Ihr es nicht, die Meinung der DDR-Redaktion zu ertragen, auch wenn die manchmal nicht optimal zu sein scheint. Aber mit einem größeren Spielraum und mehr Eigenständigkeit könntet vielleicht auch Ihr noch eine Menge lernen, nämlich daß sich Eure neuerdings seitenweise Reklame nicht immer mit dem Anliegen Eurer Zeitung verträgt oder daß die Qualität einer taz nicht von ihrem Seitenumfang abhängt. (...)

Wenn Ihr jetzt meint, ich hätte keine Ahnung von Marktwirtschaft, da regieren eben andere Gesetze; zur Finanzierung braucht man Reklame und um den Absatz zu erhöhen, braucht Ihr Stasi-Listen und viele, viele Seiten, dann kann ich nur sagen: Auch das ist eine Form von Anpassung. (...)

Nicht nur, weil die derart unterschiedliche Vergangenheit in Ost und West uns alle geformt hat, nicht nur, weil Deutschland an sich viel zu groß ist und kleinere Gebiete erstmal leichter zu überblicken sind, auch weil es not tut, daß sich die alternativen Menschen in Ost und West zusammenfinden, damit wir überhaupt noch eine Chance haben, unsere Ansichten durchzusetzen, wäre eine größere Eigenständigkeit der DDR-taz aus der DDR wichtig. (...)

Kristin Krause, Rostock/DDR

Erscheinungsbild grundsätzlich

Wenn das Erinnerungsvermögen nicht trügt, war die taz seinerzeit angetreten, eine linke, radikale Zeitung zu machen, und zwar täglich. Wurde der selbstformulierte Anspruch schon im Lauf der letzten Jahre immer seltener erfüllt, ist die taz spätestens seit Montag, dem 2. Juli 1990 - konzeptionell ein äußerst logisch gewählter Termin offensichtlich endgültig zum großberlingerechten, trendjagenden Boulevardblatt verkommen.

Die brave Leserschaft, die sich durch die mühsamen Politikseiten gekämpft hat, wird seither zeitgeistgemäß mit dem „Danebenliegenden“, dem „Schrägen“, belohnt. Das dümmliche „Kalenderblatt“ als Aufforderung, die anstrengende Politik nunmehr abzuhaken, und mithilfe der geistlosesten Meldung, die unsere Welt bereithält, abzuschalten und zu entspannen; ebenso die Rubrik „Was noch“, die ohne weiteres den Kollegen im Springer-Hochhaus zur Ehre gereichen würde.

Keine weiteren Details! Die taz links? Radikal gar? Eine Leiche sollte begraben werden, bevor sie anfängt zu stinken...

Rüdiger Beck, Berlin 36

Mit der neuen Aufmachung (Format!) ist auch der Inhalt Eurer Zeitung schlechter geworden!

Th.Ketzmerick, Cottbus/DDR

(...) Wie oft schmeißt Ihr Seiten, Rubriken und Gestaltungsweise noch um - abgesehen vom politischen Herangehen, das mir auch recht wendig-windig erscheint.

Leider ist die DDR-taz genauso von den Wessis vereinnahmt und angeschlossen worden wie alles in diesem Ländle von Big Helmut. Da unterscheiden sich die hemdsärmligen West-tazen keineswegs von den großkotzigen Bundis. (...)

Thomas aus Leipzig/DDR

Der erste Gedanke war, mal wieder der Computer kaputt und das vorliegende ein Notbehelf. (...)

Wir sind sehr enttäuscht, das neue Layout ist langweilig, vor allem die Überschriftentypen ohne Bewegung und Spaß. Der so erfrischende Unterschied zu den regionalen Tageszeitungen weggefortschrittet. Schade, daß die taz nun auch „von außen“ immer spießiger wird.

Sabine und Ulla, Littel/BRD

(...) Es ist einfach Scheiße. Eine Mischung aus 'Spandauer Volksblatt‘ und 'BZ‘. (...) Beantrage als Leserin eine Rücknahme des Layouts.

Margit Miosga, Berlin 12

Seid Ihr vom Osten angesteckt worden (so häßlich, wie Bitterfeld am Tage) oder ist das Layout vom Unterhilfs -Redakteur entworfen worden. Oder seid Ihr vom Vfs oder Stasi unterwandert, um Eure Leser zu vertreiben? Jedenfalls seht Ihr jetzt aus wie irgendeine westdeutsche Provinzzeitung. (...)

Gerd Hellmers, Berlin 33

Euer angepriesenes Layout ist ein Mißgriff! (...)

H.Jehnig, Dietzgen/DDR

Mir fehlen fast die Worte: Es ist langweilig, statisch, spießig, voll ost, ey!

Bernd Pickert, Berlin 61

(...) Die Einrahmungen und Hervorhebungen und Überschriften/Schriftenwechsel verwirren meinen Blick, statt ihn zu führen.

Die Kleinanzeigen sind so klein und dünn, daß mir das Lesen derselben keinen Spaß mehr macht. (...) Warum stellt Ihr nicht alles wieder um und laßt alles beim Alten? Weniger ist mehr!

Susanne Groll, Hamburg 20/BRD

(...) Just an dem Tag, an dem Westwaren in Qualität vortäuschender Verpackung die DDR-Läden erobern, hüllt auch Ihr Euch in ein pseudoseriöses Äußeres. Doch besserverpackter Käse schmeckt noch nicht besser. Der Biß ist weg. Profitum ist der Tod des Journalismus. (...)

Frank Miething, Berlin-West

(...) Gerade jetzt sieht die taz ziemlich langweilig aus, find ich. Was hat mir an der alten taz besser gefallen? Erstens das Format - handlicher (...). Zweitens die Aufmachung. Dicke Überschrift, darunter dünngedruckte Inhaltsangabe, Abheben der „Randglossen„-Kurznachrichten vom übrigen Text. (...) Im großen und ganzen fand ich die alte taz viel lockerer - und ich brauchte auch keine Lupe. Ich finde, daß die taz jetzt aussieht wie eine stinknormale Tageszeitung - sehr schade, das kann ich auch woanders haben. (...)

Dirk Schekatz, Dresden/DDR

(...) Tut Euch selbst einen Gefallen und macht die Änderungen rückgängig.

Jonas Viering, Hamburg 50/BRD

(...) Ich will's nicht glauben! Soll's nach gut zehn Jahren so weit gekommen sein? Als jemand, der sich seit Anfang das Gelingen des Projekts gewünscht und es - zumindest lesend mit großer Neugier verfolgt hat, ist das „neue“ Layout für mich die bisher schlimmste von außen nachzuvollziehende Veränderung. Experimentiert, o.k.; aber auch, wenn's diesmal sonst nur die Rückkehr zum „Alten“ gäbe: macht's bloß anders/besser, sonst seh‘ ich schwarz für die taz.

Günther

Das „neue“ taz-Layout soll doch wohl nicht so bleiben? Und die Druckqualität ist... grausam.

Dr.med.Helmut Schaaf, Köln/ BRD