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Ein neuer Stadtteilbäcker

■ Ehemaliger VEB Backkombinat setzt als „Cityback“ nur noch ein Viertel des Brotes ab / Erster neuer Laden eröffnet / Jetzt alles in Plastik abgepackt

Prenzlauer Berg. Der ehemalige VEB Backkombinat in Berlin, jetzt Cityback GmbH, hat einen rasanten Abstieg erlebt. Die Großbäckerei, die früher mit etwa 200 Tonnen Brot täglich ganz Ost-Berlin und Umgebung belieferte, backt momentan nur 20 bis 50 Tonnen Brot. Die neue GmbH hat einen Liefervertrag mit der Westfirma Kronenbrot abgeschlossen. Von dieser wird sie mit Kuchen, drei Brotsorten und Pumpernickel beliefert. Cityback verhandelt mit mehreren Westfirmen über Joint -ventures, hat jedoch noch keine definitiven Zusagen.

Inzwischen hat Cityback an der Ecke Mollstraße/Prenzlauer Allee einen ersten Laden eröffnet, um das Brot selbst zu verkaufen. „Die Kaufhallen wollen ja meist nichts mehr!“ empört sich einer der Verkäufer.

Sorgen um ihre Arbeitsplätze haben die Angestellten reichlich: „Der Laden selbst läuft gut, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Wir müßten täglich 50.000 Brote verkaufen, verkaufen jedoch nur 15- bis 20.000“, erklärt der stellvertretende Chef des Ladens, Issel.

„Wir haben auch viel Neues im Angebot, zum Beispiel Farmerbrot, Leinsamen- und Sonnenblumenbrot“, erklärt stolz eine Verkäuferin. Auf 30 Brotsorten kommt Cityback. Sonst noch Veränderungen? Die Verkäuferin antwortet trocken: „Ja, jetzt ist alles in Plastikfolie eingepackt, auch das ungeschnittene Brot.“

Von Veränderungen in den Chefetagen ist „unten“ nichts weiter bekannt: „Die alten sind geblieben, und 'n paar neue sind gekommen, hauptsächlich Westler.“

Der Andrang im Laden ist groß. Es gibt auch schon „Cityback -Eiscreme“ in mehreren Geschmacksrichtungen. „Die Leute kaufen Cityback-Brot lieber als Westbrot“, meint selbstbewußt ein Angestellter und belegt dies mit dem Erfolg, den sie bei einer Verkaufsaktion am Alex hatten. Dieser Erfolg kann sehr gut an den Preisen liegen, da bei Cityback ein 1.000-Gramm-Brot durchschnittlich nur zwei Mark kostet.

Es ist geplant, in den nächsten Wochen vier weitere Cityback-Läden einzurichten. Aber es ist schwierig, geeignete Räume zu finden. „Wir wären nicht gegen Cityback -Läden in West-Berlin, aber wir suchen dort nicht nach Räumen“, erklärt ein Angestellter.

Während des Umbaus an der Prenzlauer Allee haben die Angestellten an einem Stand vor dem Laden verkauft. „Das hat sich rumgesprochen, daß wir hier verkaufen“, erklärte eine Verkäuferin am Stand. Cityback beabsichtigt, in jedem (Ost-)Berliner Stadtbezirk einen eigenen Laden einzurichten.

A.Z.

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