Pusdorfer verlangen Gesamtkonzept

■ Sozialdeputation verhandelt nächste Woche über die Bauprojekte fürAussiedler

Die Sozialdeputation wird sich in ihrer nächsten Sitzung mit der Unterbringung von Aussiedlern in Rablinghausen beschäftigen. Eine „ordentliche Deputationsvorlage“ hat der zuständige Mann in der Sozialbehörde, Dr. Claus Gehlhaar, zwar erarbeitet. Doch welche Bauprojekte, Belegungszahlen oder ob vielleicht gar das von den Pusdorfern bislang vergebens geforderte „Gesamtkonzept“ zur Sprache gebracht werden, das wollte Gehlhaar nicht verraten. Sein Kommentar: „Keine Aussage - Näheres erst nach der Sitzung.“

Die Pusdorfer selbst haben bereits eine Initiativgruppe gegründet („Pusdorf darf kein Getto werden“), haben an einer Einwohnerversammlung und einer Beiratssitzung vehement gegen die ursprünglich genannte Zahl von 1.000 AussiedlerInnen protestiert und dem Landtag eine Unterschriftensammlung (mit 2.200 Namen) überreicht. Ihnen wurde zuletzt von Senatsdirektor Hoppensack und der Beamten-Baugesellschaft (BBG), dem Bauträger des Hauptprojektes, versichert:

Es werden nach neuen Berechnungen nur 350 ausländische NeubürgerInnen sein. In der Blexer Straße sollen demzufolge 47 Häuser entstehen, davon 15 Eigentums-Reihenhäuser, 16 Häuser mit zwei Wohnungen (davon je eine mit zwei Zimmern und 55 Quadratmetern, die andere mit drei Zimmern dank ausbaufähigem Dachboden). Gegenüber den einst genannten 500 AussiedlerInnen seien hier deshalb nur noch 80 im Gespräch. Doch den BewohnerInnen der Blexer Straße kommt dies spanisch vor: Wenn die bisherigen Notquartiere bereits geräumt sind, die in ihrer Straße unterzubringenden Aus-und ÜbersiedlerInnen demzufolge Familien Rumänien oder der UDSSR sind, dann sind sie vermutlich kinderreich und langfristig nicht in den Zwei- bzw. Dreizimmerwohnungen unterzubringen.

„Wir sind nicht kinderfeindlich oder einfach nur als ausländerfeindlich abzutun“, betont Hella Kühl, Anwohnerin in der Blexer Straße und Sozialpädagogin, „unsere Straße ist sogar ex

trem integrationsfähig und kinderfeundlich.“ In der kleinen Sackgasse, die 1981/82 erst erschlossen und bebaut wurde, leben in den 32 heimelig rotverklinkerten Einfamilien -Häusern allein 70 Kinder. Außerdem ist hier eine von der BBG verwaltete Stiftung mit 24 Altenwohnungen entstanden. Aus ihrem Garten kann Hella Kühl über Nachbarhäuser, Kleingartengelände Potthof und Woltmershauser Straße hinweg die Baumwipfel am BMX-Gelände sehen. Dorthin, keine 200 Meter entfernt, soll ein Wohnblock für AussiedlerInnen gebaut werden. Und wiederum nur wenige Meter weiter entsteht der nächste Brennpunkt: in der Rablinghauser Landstraße 50 -54. Im Haus Nr. 50, an das Hakenkreuze geschmiert sind, leben derzeit schon etliche Asylbewerber aus

dem Libanon: 70 sollen es sein, erzählt man sich in Pusdorf. Es kursiert auch das Gerücht, daß die BSAG die Bushaltestelle dort vorm Haus verlegen will, weil angeblich Beschwerden „über Belästigungen“ vorliegen. Direkt daneben heben Bagger bereits die Baugrube für das dritte Vorhaben in diesem Bauprojekt aus. In die Rablinghauser und Woltmershauser Straße ziehen dann 270 AussiedlerInnen ein.

„Wir verlangen vom Senat ein fundiertes Wohnungsbaukonzept“, betont die Initiative. „Schließlich sollen die Menschen hier langfristig und mit uns zusammen leben“, so Hella Kühl. Die Schul-und Kindergartenplätze reichen jetzt schon nicht, schon mit den derzeit noch sehr wenigen Ausländerkindern würden die Klassen nicht fertig.

ra