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Unterm Strich

Ein stark schnarchender Chorsänger kann auf einer Gastspielreise ein Einzelzimmer beanspruchen, wenn er durch sein Schnarchen Kollegen stört und diese sich beschweren. Dies geht aus einer am Dienstag bekanntgewordenen Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) in Kassel hervor (Aktenzeichen: 6AZR 589/88). Geklagt hatte ein Sänger der Bayerischen Staatsoper in München. Der heute 47jährige hatte sich „vorsorglich“ und weil er „durch befürchtete Ruhestörung seines Kollegen selbst nicht richtig schlafen konnte“ für ein Gastspiel an der Mailänder Scala ein Einzelzimmer genommen. Dafür wollte er erhöhte Reisekosten von 364 Mark für das Zimmer und 78,40 Mark für das Frühstück abrechnen. Die Vorsorge zahlte sich allerdings in diesem Fall nicht aus: Der Sänger verlor seinen Prozeß vor dem

höchsten deutschen Arbeitsgericht. Den Richtern fehlte eine wichtige Voraussetzung: Es hatte sich nämlich noch kein Kollege beschwert. Grundlage für die Entscheidung des BAG war der Manteltarifvertrag für deutsche Chöre und Paragraph 12, Absatz 3 der bayerischen Reisekostenverordnung. Darin wird einem Chorsänger auf Gastspielreisen grundsätzlich ein Doppelzimmer zugemutet - mit einer Ausnahme: „Wenn ein triftiger Grund vorliegt“. „Starkes Schnarchen“, so sagten die Kasseler Richter in ihrem Urteil, „ist ein triftiger Grund“.

In einem Interview mit der 'Basler Zeitung‘ hat sich Friedrich Dürrenmatt erstmals zur deutschen Vereinigung geäußert: „Die Furcht vor der deutschen Vereinigung“, so Dürrenmatt, „ist eigentlich eine Furcht vor dem deutschen Patriotismus, der die Voraus

setzung für den Nationalsozialismus gebildet hat.“ Verführt durch diesen deutschen Patriotismus könnte sich auch Österreich wieder einmal den Deutschen anschließen wollen. „Schon sprechen deutsche Politiker das Wort Europa mit der gleichen Andacht wie das Wort Vaterland aus. Deutschland hat irgendwie den Kopf verloren. Helmut Kohl will einfach so rasch wie möglich Kanzler eines vereinigten Deutschlands werden, aus Angst vor einer möglichen Krise, die ihm und seiner Partei die Wahl kosten könnte.“ (Sic! Wir wissen, daß „kosten“ den Akkusativ regiert, aber so wird der Schriftsteller im Interview zitiert.) Die Bürger der DDR gingen ein unglaubliches Experiment ein, das ihnen eine große Arbeitlosigkeit bringen könne. Den sogenannten dialektischen Materialismus als Weltanschauung hält er für überwunden, den Sozialismus

als „Korrektiv des Kapitalismus weiterhin für notwendig“. Der Ausspruch „der Sozialismus ist tot, Jesus lebt“ allerdings sei von einer grenzenlosen Dummheit.

Inmitten der herrlichen Natur der südlichen Uckermark, eine runde Autostunde von Berlin entfernt, liegt die Kreisstadt Angermünde. Die Silhouette dieser mittelalterlichen Stadt wird von dem Franziskaner-Kloster und von der gotischen Marienkirche (erbaut 1250) beherrscht, deren mächtiger Westquerturm weit in das Land zu sehen ist“, so das Faltblatt der „Sommerkonzerte 1990“ die in dieser Kirche traditionell stattfinden. Gegeben Kammerkonzerte und Orgelkonzerte an der historischen Wagner-Orgel (1742-44). Heute, um 19.30 spielt an dieser Orgel der Osloer Organist Haakon Omejer Sorlie Werke von Bach, Franck, Elgaroy, Dubois und Gigout.

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