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1,5 Millionen Arbeitslose erwartet die Regierung

Berlin (dpa/taz) - Die DDR-Regierung rechnet mit mehr als 1,5 Millionen Arbeitslosen. Die Ministerin für Arbeit und Soziales, Regine Hildebrandt (SPD), äußerte gestern gegenüber Radio Luxemburg (RTL), die Menschen in der DDR seien „wirklich verzweifelt“. In der Industrie müßten noch eine Million Arbeitskräfte entlassen werden, in der Landwirtschaft 250.000. Hinzu kämen noch Tausende aus dem Verwaltungsbereich. Die Ministerin beklagte, daß durch mangelnde Kaufkraft auch kleine Handwerksbetriebe bankrott gingen. Wegen der hohen Preise müßten im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in der Bauindustrie Entlassungen ausgesprochen werden. Auf 220.000 Arbeitslose kämen nur rund 30.000 freie Arbeitsplätze.

Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann und Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann hielten dem entgegen, die Arbeitsmarktprobleme in der DDR seien auch hausgemacht und beruhten auf zu hohen Tarifabschlüssen. „Die Gewerkschaften zeigen wenig Sensibilität für die beschäftigungspolitischen Folgen ihrer gegenwärtigen Tarifforderungen“, sagte Murmann in einem 'Spiegel'-Interview. Wenn die Gewerkschaften zu schnell zu viel erreichen wollten, bestehe die Gefahr, daß mögliche Investoren abgeschreckt würden.

Westliche Investoren könnten in der gewerblichen Wirtschaft erst dann wirklich nennenswert höhere Löhne zahlen, wenn das Umfeld westlichen Maßstäben entspreche. Ein vergleichbarer Industriebetrieb in der DDR erreiche noch nicht einmal 40 Prozent der westdeutschen Produktivität. Investiere ein westdeutscher Unternehmer in einen bestehenden Betrieb, habe er mehr Leute, als er auf Dauer beschäftigen könne.

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