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„Killing Fields“ der Jungen

■ In Natal wächst die Jugend in die Gewalt hinein

Von Khaba Mkhize

Die Kinder in den Townships singen keine Kinderlieder mehr. Die ersten zusammenhängenden Worte, die sie stammeln, handeln von Tod und Rache. Es gibt schon organisierte Banden von Killern, unter 14 Jahren alt - Symbole einer neuen Kultur, die der Gewalt entspringt. Einmal saß ich mit einem Cousin in dessen Cafe, als zwei Kinder, so zwischen neun und zehn, reinkamen: „Verkaufen Sie hier Patronen?“ „Welches Kaliber?“ fragte ich sie. „Das wissen wir nicht. Wir wollen die runden für die Qhwashas.“ Qhwashas sind selbstgebaute Gewehre. Früher bastelten die Kids aus Lumpen Bälle, sangen alte Zulu-Lieder und tanzten dazu. Heute töten sie, tanzen toyi toyi und skandieren politische Parolen. Eine Frau erzählte mir eine traurige Geschichte. Als einmal eine Gewehrsalve in „Kuba“ - eine Inkatha-Hochburg in Pietermaritzburg, die so von Jugendlichen umbenannt wurde zu hören war, sei ihr kleiner Enkel, der noch nicht reden könne, aufgestanden, habe unverständliche Zulu-Flüche von sich gegeben und „Qhwasha!“ gerufen. Danach spielte er seelenruhig weiter.

In Inkatha-Gebieten skandieren die Kinder Anti-Mandela -Sprüche, auf UDF-Terrain sind es Anti-Buthelezi-Slogans. Und wenn die Gewehre knallen, kann man die Jugendlichen im Hintergrund streiten hören, ob das nun Salven aus einer Neun -Millimeter, einer Qhwasha, einer Schrotflinte waren oder ob da nur ein Feuerwerksknaller losgegangen war. Alle Witze, die man sich in und um Pietermaritzburg erzählt, haben tragische, brutale Inhalte. Alle reden Gewalt, atmen Gewalt, träumen Gewalt und leben Gewalt. In der Industrie muß man die politischen Opponenten bei der Arbeit trennen; selbst die Kirchen spüren die Zweiteilung. Einige Pfarrer gestehen sogar, sie seien während des Gottesdienstes bewaffnet - für alle Fälle. Lehrer gehen voller Angst in die Klassenzimmer: dort sitzen die Schüler und polieren die Gewehre, während sie „lernen“. Auf der Arbeit hängen Schilder, daß die Arbeiter ihre Waffen an bestimmten Orten abgeben sollen. Pietermaritzburg ist zu einem Wild West Dodge City geworden.

Wenn nicht Regierung, Gemeinden, Politiker und Einzelne diese Kultur der Gewalt stoppen, um Natal zu rehabilitieren und zu normalisieren, dann kann es für ganz Südafrika keinen richtigen Neuanfang geben.

Mkhize ist Journalist bei einer schwarzen Zeitung in Pietermaritzburg. Der Artikel erschien in der Juliausgabe der Monatszeitschrift 'Tribute‘.

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