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Knastrevolte in Barcelona wegen miserabler Krankenversorgung

Gleich dreimal revoltierten Häftlinge in der vergangenen Woche in Barcelona, und jedesmal aus demselben Grund: wegen der miserablen medizinischen Versorgung in den Gefängnissen. Vor sieben Tagen waren fünf Häftlinge auf das Dach des Knasts Modelo gestiegen, um ihre Verlegung in ein Krankenhaus zu erreichen; sie leiden an Aids. Am vergangenen Freitag hatten sich 335 Gefangene des Frauenknasts Wad Ras geweigert, nach dem Hofgang in ihre Zellen zurückzukehren. Auslöser für ihren Protest war der Tod einer vermutlich aidskranken Gefangenen, die neun Tage lang mit hohem Fieber auf ihrer Zelle gelegen hatte. Am Samstag abend schließlich, zwölf Stunden nachdem die Polizei dem Aufstand der Frauen ein brutales Ende bereitet hatte, weigerten sich 113 Gefangene des Knasts von La Roca, in ihre Zellen zurückzukehren. Auch ihr Protest richtete sich gegen die katastrophalen hygienischen Bedingungen. Am Abend beendeten sie ihre Aktion.

Der Protest der Knackis hat erneut die miserablen Haftbedingungen in Spaniens Knästen ins Rampenlicht gerückt. Auf den Fernsehbildern über die Sanitätststation erkennt man herumliegende Abfallhaufen; selbst elementare Instrumente zur Behandlung der Kranken fehlen. Nach offiziellen Zahlen sind 28 Prozent der 27.000 Gefangenen in spanischen Gefängnissen HIV-positiv. Der wirkliche Prozentsatz wird von Aids-Gruppen auf annähernd 90 Prozent eingeschätzt, was auf die große Zahl von Drogenabhängigen zurückzuführen ist. Die Gefängnisbehörde lehnt es bislang ab, Einwegspritzen zu verteilen. Auch die vorzeitige Haftentlassung der Aidskranken, obwohl vom Gesetz vorgesehen, wird nur in sehr seltenen Fällen verfügt.

Antje Bauer

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