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Charles Taylor, der Gucci-Guerillero

■ Porträt des neuen Machthabers in Liberia, der gute Beziehungen zu den USA unterhalten will

Berlin (taz) - Mit Gucci-Armbanduhr und Seidenstrümpfen unter dem Kampfanzug fährt er in einem luxuriösen Pajero durch den Regenwald, vor ihm ein Fahrzeug mit aufmontiertem Flugabwehrgeschütz: Der 42jährige Charles Ghankay Taylor ist kein Guerillero wie jeder anderer. „Ich ziehe es vor, für 100 Dollar ein Paar Schuhe zu kaufen, das auch einige Jahre hält, als mehrere Paare, die nicht so lange halten“, erklärte er einem britischen Journalisten seine Philosophie. Nicht nur die Schuhe sollen lange halten, sondern auch seine Politik: „Ich werde es nicht zulassen, daß die Geschichte mich als denjenigen in Erinnerung behält, der Krieg brachte und dann nichts veränderte.“ Wie will er das Land verändern? „Momentan machen wir Krieg und müssen ihn zu Ende führen“, war bislang die stereotype Antwort. Wann ist der Krieg zu Ende? „Wenn ich Doe getötet habe.“

Samuel Doe, der bisherige Präsident, ist noch am Leben. Taylor hat sich zum Sieger des Bürgerkrieges erklärt und eine Regierung gebildet. Ein Weltbank-Mitarbeiter und ein US -Lobbyist gehören ihr an. Gute Beziehungen zu den USA und zu den ausländischen Investoren, das sagt er immer wieder, seien ihm sehr wichtig.

Mit Sozialismus habe er nichts im Sinn, er sei ein „knallharter Kapitalist“, erklärte er schon im Mai. Schließlich sei er amerikanisch ausgebildet. Aufgewachsen ist Taylor in Artiton, einem reichen Vorort Monrovias, und mit 31 Jahren leitete er bereits eine Regierungsbehörde. Als der damals 28jährige Samuel Doe sich 1980 an die Macht putschte, genoß er Taylors Unterstützung - doch der junge Sergeant revanchierte sich, indem er seinen Freund der Unterschlagung von mehreren Millionen Dollar bezichtigte. Taylor setzte sich in die USA ab, erklärte sich zum Oppositionellen im Exil und verschwand. In Libyen soll er militärisch ausgebildet worden sein, um Ende 1989 mit einer Guerillatruppe nach Liberia zurückzukehren. Von dieser Unterstützung will er jedoch heute nichts mehr wissen: In seinem jüngsten Interview dankte er stattdessen dem alternden Diktator der Elfenbeinküste, Houphouet-Boigny. Weder mit ihm noch seinen Ministern will Taylor jedoch jemals gesprochen haben.

„Frieden, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit“ möchte Taylor seiner Heimat bringen. Sein blutiger Kampf, der Hunderttausende Liberianer außer Landes trieb und zu brutalen ethnischen Massakern führte, kündet eher vom Gegenteil. Bevor die NPF in Monrovia einmarschierte, appellierte seine noch in der Stadt lebende Mutter an ihn im Fernsehen: „Hör mit deinen Verrücktheiten auf!“

Dominic Johnson

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