Steinberg sauer auf Stromkonzerne

Berlin (taz) - Die innige Beziehung zwischen DDR -Umweltminister Karl-Hermann Steinberg (CDU) und den bundesdeutschen Stromkonzernen PreussenElektra, RWE und Bayernwerke hat ihren ersten Knacks. Offenbar ohne vorherige Unterrichtung der Ostberliner Vertragspartner hatte PreussenElektra am vergangenen Samstag in Hannover die neuesten Vertragsvorschläge zur Übernahme der DDR -Energiewirtschaft öffentlich präsentiert (s. taz von gestern). Zur selben Zeit mühte sich Steinberg in Brüssel, Unternehmen aus dem europäischen Ausland für ein Engagement in der DDR zu gewinnen. Insbesondere mit dem Zeitpunkt des neuerlichen Vorstoßes der Westkonzerne sei man in Ost-Berlin „nicht ganz glücklich“ gewesen, erklärte gestern auf Nachfrage Steinberg-Sprecher Martin Waldhausen. Und: „Es wäre nicht schlecht gewesen, hätte man erst mal mit uns gesprochen.“

Uneinigkeit gibt es aber offenbar auch auf der inhaltlichen Ebene, weil das bundesdeutsche Energietrio auf die harsche Kritik der DDR-Volkskammer und der Kartellbehörden allenfalls mit kosmetischen Änderungen in den ursprünglichen Vertragstexten reagieren will. Der neue Vorschlag sei von den Fachleuten im Ministerium „mit Zurückhaltung zur Kenntnis genommen worden“ und werde gegenwärtig im Detail geprüft, meinte Waldhausen. Eine Unterzeichnung des Vertrages von seiten der DDR stehe derzeit nicht zur Debatte.

gero