: Rassismus mit Rechtschreibfehlern
■ Die Hauspostille der Deutschen Polizeigewerkschaft
West-Berlin. Gib dem Nachwuchs eine Chance - dieses Motto pflegt auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG, nicht zu verwechseln mit der Gewerkschaft der Polizei, GdP) und lädt ihre Youngsters zu journalistischen Gehversuchen ein. 'Megaphon‘ heißt die Postille der stramm rechten Jungpolizisten. Die Juli/August-Ausgabe enthält im Vorwort eine kleine Reminiszenz an die Fußballweltmeisterschaft, als „wir alle unheimlich stolz waren“, und beste Wünsche für einen sonnigen Urlaub. Alles paletti, wären da nicht die ungebetenen Gäste aus Osteuropa.
Das für diese Ausgabe verantwortliche Redaktionsmitglied mit dem klangvollen Namen Marian Andor Wick schreibt sich mal richtig von der Leber, was ihn an der Stadt so stört und das sind vor allem die Polen. Da wird Aldi zu „Poldi“, da steht „der Berliner“ nach der Arbeit vor leeren Regalen, weil die Polen Ware und Wagen „wie Ameisen wegschaffen“, und da wird geklaut, „was nicht nied-und nagelfest ist“ (Rechtschreibung im Original).
So richtig in Fahrt gekommen, widmet sich Wick „den“ Rumänen. Weil die Ausführungen des Jungpolizisten einigen Aufschluß über den geistigen Konsens innerhalb der DPolG geben, seien sie an dieser Stelle etwas ausführlicher zitiert: „Weit über 2.000 Rumänen stellten in unserer Stadt einen Asylantrag, bekommen Bekleidungsgegenstände und Essen und Trinken so viel sie wollen. Nach ihrem üppigen Frühstück geht's dann schwarz per U-Bahn in die City, wo sie sich bettelnderweise auf dem Gehweg niederlassen und mit ihren schmutzigen Kindern das Mitleid der Bevölkerung erregen wollen. Sind sie des Sitzens satt, treffen sie sich zu einer große Familie und ziehen arbeitenderweise durch die Straßen ...“ Den Autor dieses Artikels muß man in diesen Zeiten nicht mehr bei den „Republikanern“ einordnen. Eifrig bemüht, den rechten Rand wieder einzufransen, ließ sich erst kürzlich CDU-Oppositionschef Diepgen auf einer Kundgebung der „Bürgerinitiative Berlin“ für reaktionäre Rhetorik gegen „die großen und unerträglichen Trupps bettelnder Zigeuner aus Rumänien“ beklatschen. Im Gegensatz zu Herrn Diepgen findet Herr Wick, daß es Berlin angesichts der von ihm einfühlsam geschilderten Probleme nicht verdiene, „sich Hauptstadt eines vereinten Deutschlands zu nennen“. Das finden wir auch - schon gar nicht mit Polizisten diesen Schlages.
anb
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