: DIE Frau - DER Stadtteil
■ Kleine Broschüre zur Frauenarbeit in Kulturläden
Die ältere Frau auf dem Foto steht hinter einen Stand auf dem Gröpelinger Stadtteilfest. Auf dem kleinen Campingtisch hat sie behäkelte Püppchen und umhäkelte Klopapierrollen aufgebaut. Ihr Gesichtsausdruck ist reserviert, skeptisch. Dieses Foto ist Teil einer Broschüre, die davon handelt, daß Nachbarinnen wie diese Häklerin die weibliche Stadtteilkultur ausmachen, genauso wie kirchliche Klönschnackerinnen, wie Seidenbemalerinnen im Bürgerhaus und wie die feministischen Schreibkurs-Anleiterinnen. Diese Broschüre handelt und zeugt jedoch gleichzeitig davon, wie mühsam es ist, „Frauenkulturarbeit im Stadtteil“ zu organisieren.
Vier Frauen haben die kleine Broschüre erarbeitet: Christiane Ahlers, Carola Menzel, Leonie Viktor und Holle Weisfeld. Alle
vier haben über Jahre ehren- und hauptamtlich in bremischen Stadtteilkulturläden gewirkt und nur einer (Leonie Viktor) ist es unter den schwierigen ABM-Bedingungen überhaupt gelungen, was sie sich alle gewünscht haben: eine kontinuierliche Kulturarbeit mit den „normalen“ Frauen aufzubauen. Holle Weisfeld: „Und keine von uns führt die Arbeit fort. Das war der Anlaß, die Broschüre zu machen.“ Für die vier Frauen ist klar: Es sind vor allem die Frauen, die im Stadtteil leben und die Kulturläden frequentieren, die sich über den Verkehr ärgern und die Kinder zur Tagesmutter bringen oder mit dem Hausmeister über verschimmelte Wände streiten. Die Broschüre macht den Vorschlag, die vielen „verborgenen“ Kulturarbeiterinnen und ihre Klönschnacks und Grüppchen zu ver
netzen zu einer „Frauenlobby im Stadtteil“: Vom Mütterzentrum bis hin zur Frauengruppe im Sportverein. Die Broschüre enthält auch einige nachahmenswerte Beispiele für gelungene Frauenarbeit der Kulturläden. Darunter Fotos von aussagekräftigen Tonarbeiten zur Körpersprache von Frauen und Männern, die von Laiinnen an nur einem kurzen Wochenende geformt worden sind. Die Broschüre besteht ansonsten jedoch vor allem aus Sätzen und Grundsätzlichkeiten a la: „Der Frage nach Frauenkultur kann nur mit dem Blick auf den weiblichen Lebenszusammenhang nachgegangen werden.“ Mit -Autorin Holle Weisfeld über das Produkt: „Die Broschüre ist ein Anfangspunkt.“
B.D.
„Frauenkulturarbeit im Stadtteil“, 6 Mark, zu bestellen u.a. im Kulturladen Gröpelingen, Halmerweg 43.
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