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Sex in der Wüste

Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze, ist nahezu schneefrei. Auf dem Zuspitzplatt kann man normalerweise auch im Sommer Skilaufen, der Berg ist, wenn überhaupt, erst Ende August oder Anfang September fast ohne Schnee. „In diesem Jahr“, stöhnte ein Sprecher des Observatoriums, das schon seit Tagen Temperaturen von zehn Grad und mehr mißt, „sind wir einen Monat früher dran - wegen der Hitze.“ Ein paar tausend Meter tiefer ist die Sonne dabei das Land in eine Wüste zu verwandeln. Die Elbe hat ihren tiefsten Wasserstand seit 1976 erreicht, die dicken Pötte haben kaum noch Wasser unterm Kiel. Die Äcker in Süddeutschland sind ausgetrocknet. Das

Regierungspräsidium Stuttgart teilte mit, daß landesweit fast keine Wasserreserven mehr in den Böden vorhanden sind. Die Pflanzenentwicklung und die Reifevorgänge kommen mit großer Geschwindigkeit voran, das Pflanzenwachstum ist dagegen fast überall zum Stillstand gekommen. Die Bürger des Landes gehen ganz unterschiedlich mit der Hitzewelle um: Die einen lassen sich langsam auf der Autobahn im Stau garen, Nudisten holen sich in öffentlichen Parks mit Hilfe von erhöhten Ozonwerten ihre Portion Hautkrebs, und die Schüler in Nordrhein-Westfalen haben gute Aussichten gleich am ersten Tag nach den Ferien „hitzefrei“ zu bekommen. Kaufhäuser mit Klimaanlagen haben Hochbetrieb, die bayerischen Bierbrauer reiben sich die Hände, Mineralwasserverkäufer können ihr Glück kaum fassen, und

mit Speiseeis ist in diesen sonnigen Tagen mehr Geld zu machen als mit Rohöl. 8,2 Millionen Eisportionen pro Tag verkauft derzeit die Firma Langnese-Iglo. Besonders die DDR -Bürger sind speiseeissüchtig. „Die essen Eis wie die Weltmeister“,

staunt Holger Simonsen, Sprecher der Langnese-Iglo. „Es ist unfaßbar, aber während wir Topkunden im Westen einmal pro Woche beliefern, reicht das dort oft nicht aus.“

Die Schweißtreiberei hat einen Namen. Das seit Tagen über der Nordsee liegende Hochdruckgebiet „Detlef“ sorgt für die Temperaturen von über 30 Grad. Wie man hört, will Detlef auch in den nächsten Tagen in ähnlicher Weise weitermachen. Bei diesem Wetter haben die Deutschen anscheinend eine neue Variante ihrer Paarungsgewohnheiten entdeckt: Sie treiben's immer öfter unter freiem Himmel. Die Münchener Gesellschaft für Rationelle Psychologie hat herausgefunden, das 36 Prozent der deutschen Männer und Frauen Sex im Freien lieben. Und damit sind die ausgetrockneten Äcker dann doch noch zu etwas gut!

Karl Wegmann

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