piwik no script img

Hellersdorf fürchtet die Bundesgärtner

Umweltstadtrat gegen Buga im Wuhletal / Bezirk präsentiert Alternativgelände/Sorge um das Trinkwasser Hellersdorf. Gegen eine Bundesgartenschau im Stadtbezirk hätte das Hellersdorfer Stadtbezirksamt nichts einzuwenden, wohl aber gegen den Vorschlag des Westberliner Bausenators Nagel (SPD), die Gärtner auf das Wuhletal loszulassen. Mit dieser Position trat gestern der Hellersdorfer Umweltstadtrat Klaus Doremühl (Neues Forum) an die Öffentlichkeit. Das Tal der Wuhle zwischen den Hochhausvierteln Marzahn und Hellersdorf sei für eine Gartenschau „eigentlich zu schade“, assistierte der Naturschützer Rainer Lüdigk von der „Interessengemeinschaft Wuhletal“.

Doremühl präsentierte gestern einen Alternativstandort: ein Areal, das sich nordöstlich des Wuhletals entlang der U-Bahn -Linie nach Hönow erstreckt und bis heute weitgehend brachliegt. Eine Buga bringe hier mehr Nutzen für die Bevölkerung als im Wuhletal, das ob seiner Biotope besser unter Landschaftsschutz gestellt werden müsse. Die Biotope seien bei einer Buga „mit Sicherheit“ bedroht, vermutete auch Lüdigk. Uta Graf, Doremühls Amtsleiterin, formulierte einen weiteren Vorbehalt gegen den Standort Wuhletal. Schon während der Bauarbeiten müßte dieser Grünzug für die Anwohner gesperrt werden, argumentierte Graf. Das schaffe „riesigen sozialen Sprengstoff“. Zu der Grundsatzfrage, ob die für 1995 vorgesehene Buga überhaupt von der Stadtmitte in die Neubauviertel am Stadtrand verlegt werden sollte, mochten sich die Hellersdorfer Bezirkspolitiker gestern gar nicht äußern. „Wir sind nur der Ball, der hin- und hergeschlagen wird“, meinte Graf. Hellersdorf könne höchstens entscheiden, „welche Seite wir hinhalten“.

Stadtrat Doremühl hat auch noch andere Probleme. Die alten Viertel des Stadtbezirks hätten bis heute keine Kanalisation, und besonders in Nord-Süd-Richtung sei das Straßennetz im Pendlerbezirk Hellersdorf „völlig überlastet“, kritisierte der Politiker. Sorgen machen Doremühl auch die Kaulsdorfer Seen. Weil sie zur Trinkwasserschutzzone zählen, herrscht hier eigentlich absolutes Badeverbot. Mangels Alternativen im Stadtbezirk lasse sich die Sperrung der Gewässer aber „mit keinem Mittel“ durchsetzen. Bedenklich findet es der Umweltstadtrat, daß mittlerweile auch Westberliner Autos an den Ufern zu sehen sind.

hmt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen