: Russische Drogen und Teufelsanbeter
Daß Drogen äußerst gefährlich sind, erzählt uns der Bundesgesundheitsminister auf jeder Zigarettenpackung. Daß aber selbst der versuchte Erwerb von Rauschmitteln tödlich sein kann, das ist neu. In der sowjetischen Stadt Murmansk wurden drei Menschen in einem Spirituosengeschäft zu Tode getrampelt, während sie versuchten, ein paar Flaschen Wodka zu kaufen. Vor mehr als einem Jahr wurde in der großen nördlichen Hafenstadt der Wodka auf zwei Liter pro Person und Monat rationiert. Das war natürlich viel zu wenig. Schon bald kursierten die ersten gefälschten Bezugsscheine. So ist seit Monaten kaum noch Wodka in Murmansk zu kriegen. An dem Unglücks
tag wurde eine neue Lieferung der flüssigen Droge erwartet. Schon lange, bevor das Geschäft, öffnete hatten sich Hunderte durstiger Kunden versammelt. Als die Eingangstür endlich offen war, stürmten sie den Laden. Dabei kam es zu schweren Krawallen, bei denen drei Bürger tödlich verletzt wurden. Sämtliche Wodkaflaschen gingen zu Bruch.
In Leningrad haben die Stadtväter einen interessanten Trick gefunden, um den geliebten Sprit zu rationieren. Sie behaupteten einfach, es gebe nicht genug leere Flaschen! Wegen Leergutverknappung wurde beschlossen, bis zum Ende des Jahres an jeden Bürger über 21 Jahren monatlich nur noch eine Flasche Wodka oder Kognak sowie zwei Flaschen Wein auszugeben. In Restaurant und „speziellen Cafes“ sind, ungeachtet des Flaschenmangels, hochprozentige Getränke wei
ter unbegrenzt erhältlich, allerdings zum doppelten Preis.
Daß man auch durch Drogen umkommen kann, wenn man nicht das geringste mit ihnen zu tun hat, wird aus Mexico gemeldet. Im Westen des Landes ist ein neuer Satanskult ent
tarnt worden. Die Mitglieder dieser Sekte werden von der Polizei beschuldigt, mindestens 30 Menschen ermordet zu haben. In einer abgelegenen Berghöhle wurden Überreste von Menschenopfern, grabähnliche Gebilde, seltsame Wandzeichnungen und Waffen gefunden. 14 Mitglieder des Kults wurden inzwischen festgenommen, darunter auch der Anführer Olayo Soto. Nach Angaben des Polizeisprechers gestand Soto bereits fünf Morde. Einige seiner Komplizen behaupten jedoch, Soto habe zwischen 30 und 40 Menschen getötet, darunter auch drei seiner Kinder und seinen eigenen Vater. Die Opfer seien meist Freitagnacht oder bei Vollmond getötet worden. Ihr Blut sei „El Amigo“, Satan, geopfert worden, um diesen für eine gute Marihuana- und Mohnernte günstig zu stimmen.
Karl Wegmann
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