Schotten machen Schotten dicht

■ Schottische Abgesandte trafen HMI-Lobbyisten / Die Briten wollen den HMI-Müll nicht

West-Berlin. Weil die CDU ihr Veto einlegte, durften sie im Wissenschaftsausschuß nicht sprechen, die vier Schotten, die am Sonntag in West-Berlin eingetroffen waren. Gestern nachmittag erreichten die Briten dann doch noch das Ziel ihrer Mission. Sie wollten die Westberliner mit den Bedenken ihrer Landsleute gegen einen Export des Atommülls aus dem Westberliner Hahn-Meitner-Reaktor nach Schottland vertraut machen. Die beiden Herren, die die Umweltsenatorin Michaele Schreyer zu einem Treffen mit den Schotten geladen hatte, saßen den Briten frontal gegenüber, aber gleich ganz traulich nebeneinander: der Wissenschaftler Anton Axmann, der im Hahn-Meitner-Institut für den Umbau des Forschungsreaktors zuständig ist, und der Beamte Kurrek von der Senatswissenschaftsverwaltung, der seine Senatorin Barbara Riedmüller vertrat.

Will Herald, sozialistisches Ratsmitglied aus der Lothian Region rund um Edinburgh erzählte den HMI-Lobbyisten von den Gefahren beim Transport der Brennelemente, Leonard Groat von den Shetland-Inseln berichtete von der Sorge der Insulaner. Für die Zeit nach dem Ölboom hätten sie Lachsfarmen angelegt, die Fischereiflotte modernisiert und den Tourismus ausgebaut. Ein einziger Störfall in Dounreay könne diese Zukunftspläne zunichte machen. Höflich hielt Herald dem Riedmüller-Abgesandten den „großen Fehler Ihrer Politik“ vor. Man habe sich nicht um den langfristigen Verbleib des Atommülls gekümmert, warnte der Brite.

Axmann und Kurrek lauschten freundlich, ab und zu konnte der HMI-Experte die Schotten sogar mit Details der Anlage in Dounreay vertraut machen. „Ich habe ja Verständnis für ihre Probleme, aber vielleicht kann ich auch um Verständnis bitten für unser Problem.“ Das HMI selbst könne nicht alle abgebrannten Brennelemente zwischenlagern, deshalb sei man „sehr dankbar“ über die Möglichkeit in Dounreay.

Die konservative Regierung in London höre nicht auf die Bevölkerung, konterte Leonard Groat. Nur sie, die gewählten Regionalpolitiker, könnten für Schottland sprechen. Und sobald auch in London Labour an der Macht sei, werde man den Müll zurückschicken. Aber Riedmüller-Mann Kurrek hatte etwas für die Schotten mitgebracht: Er überreichte ihnen den diplomatischen Notenwechsel zwischen Bonn und London, der die Verbindlichkeit der Verträge garantiere. Groat ließ sich davon nicht beirren. Was sei denn nach dem Fall der Berliner Mauer passiert? Die DDR habe plötzlich den Sondermüll aus West-Berlin nicht mehr angenommen. Groat war sich sicher: „Wir haben das schon einmal gemacht, und wir werden das erneut tun.“

hmt