Mit der Bibel in den Bundestag

■ Bibelfeste Bremer gründen neue Partei Gottes / Interview mit dem 2. Partei-Vorsitzenden, Volker Ocko

Ihr Parteibuch ist die Bibel. 800 von ihnen gibt es bislang im ganzen Bundesgebiet, zwischen sieben und zehn in Bremen, davon sind zwei Parteivorsitzende. Sie heißen Siegfried Szebrat und Volker Ocko und führen seit einem Monat den neugegründeten Bremer Landesverband der „Partei Bibeltreuer Christen“.

Gründer des pietistischen Parteivereins, der bei den nächsten Wahlen auch in Bremen für den Bundestag kandidieren will, ist der Pfälzer Pfarrer Gerhard Heinzmann. Heinzmann will nicht nur den Auftrag, „die Möglichkeiten der Demokratie für die Sache Gottes zu nutzen“ und eine Partei der Bibelfesten zu gründen, direkt von ganz oben empfangen haben, sondern auch das Grundsatzprogramm gleich mit. Das Laster des Rauchens, so habe Gott ihn im Gebet wissen lassen, soll danach ebenso bekämpft werden wie Abtreibungen und die „Volksseuche des Sich-Krank-Schreiben-Lassens“. Weitere Programmpunkte der Bibeltreuen: Täglich obligatorisches Schulgebet, Verbot „antigöttlicher Praktiken“ wie Astrologie, Wahrsagerei und Horoskope und feste Gebets- und Feiertage zur Abwehr der Bedrohungen des Landes.

Die taz sprach mit Heinzmanns Bremer Statthalter, Volker Ocko.

taz: Sie wollen mit Gott und Bibel in den Bundestag. Was sollen die denn da?

Volker Ocko: Es geht darum, daß wir Christen die Ehre Gottes wieder herstellen wollen bzw. den Leuten bewußt machen wollen, daß sie an Gott nicht weiter vorbeigehen können. Deshalb sind wir z.B. ja auch für ein tägliches Schulgebet.

Moment mal, die Ehre Gottes ... wer schädigt die denn?

Nicht geschädigt, sie ist einfach vernachlässigt. Die ganze Welt lebt doch heute an Gott vorbei. Wir wollen den Leuten wieder klar machen, daß es einen Gott gibt.

Mit einer Partei?

Wir wollen in der Politik mitmischen, weil in der Politik heute ein Weg gegangen wird, der immer mehr gegen den Willen Gottes gerichtet ist.

Wo zum Beispiel?

Abtreibungen, Ehescheidungen, überhaupt diese ganze Familiensache.

Ehescheidungen gibts nicht mehr, wenn Sie die absolute Mehrheit bekämen?

Jedenfalls nicht mehr so leicht. So nach dem Motto 'Das war eben ein Klavaliersdelikt‘, das gibt's nicht mehr mit uns.

Sie nennen sich Partei bibeltreuer Christen. Werden alle Mitglieder auf Bibelfestigkeit überprüft?

Nein. Wir sind für jeden offen, der wirklich nach Gott sucht und aufrichtiger Christ ist. Wir erklären unsere Grundsätze, und wer mit denen einverstanden ist und nach ihnen leben kann, kann Mitglied werden.

Und was macht der dann als Partei-Politiker?

Die Bibel ist ein Handbuch, ein Wegweiser kann man sagen, der fast überall zutrifft, wenn man sich nur mal die Mühe macht reinzugucken. Zum Beispiel bei Ehescheidung, bei Kindstötung, was andere „Abtreibung“ nennen, obwohl es ja Mord ist. Gegen sowas alles kann man sich auf die Bibel berufen. Uns geht es darum, in allen Fragen des Alltags Gottes Wort zu neuer Bedeutung zu verhelfen.

Merken Sie schon was in Ihrem Alltag? Leben Sie anders als ihre Nachbarn?

Ja und nein. Wir leben zwar in der gleichen Welt und trinken das gleiche Wasser. Aber wir halten uns an die Ehre Gottes. Das fängt damit an, daß wir Dinge lassen, die uns schaden. Nicht nur diese extremen Dinge wie Rauschgift, sondern auch Alkoholgenuß, nach Möglichkeit nicht rauchen, stattdessen suchen wir die Gegenwart Gottes. Das bezieht sich z.B. auch auf Tanzveranstaltungen, daß wir kein ausschweifendes Leben führen, sondern die intakte Familie anstreben.

Woher wissen Sie denn, was Gott von Ihnen so alles verlangt, wenn sie jetzt in die Politk gehen?

Als Christ sucht man ja täglich die Gemeinschaft mit Gott, nimmt Kontakt mit ihm auf...

Wie machen Sie das?

Im Gebet, und dann bekommt man auch ganz konkrete Wegweisungen von Gott. Was wir tun, saugen wir uns eben nicht aus den Fingern, sondern das ist inspiriert vom heiligen Geist.

Geben sie sich eine Chance, damit in den Bundestag zu kommen, Gibt's schon ein Wahlkampfprogramm?

Wir stehen natürlich ganz, ganz, ganz am Anfang. Zu einem Wahlprogramm kann ich deshalb natürlich noch nichts sagen. Da werden wir wahrscheinlich Ende des Monats genauere Vorstellungen entwickelt haben.

Wo muß ich Sie den in der Parteienlandschaft der Großen hinstecken?

Au ha. Also, durch unsere christliche Ausrichtung sind wir mit keiner der großen Parteien zu vergleichen.

Und: Welche Chancen geben Sie sich und Gott für den Einzug ins Parlament?

Aus menschlicher Sicht und rein verstandesgemäß beurteilt: Nein. Aber: Die Tatsache, daß wir in Niedersachsen im letzten Herbst achtstärkste von 21 Parteien geworden sind (mit 0,1 Prozent, Anm. d. Red.) ist für uns schon ein Indiz. Es ist der richtige Zeitpunkt für Gottes Plan.

Fragen: K.S.