Erst die Liebste, dann der Freund?

■ CDU wirft AL-Staatssekretär Personalfilz vor / Pressestelle der Sportverwaltung weist Anschuldigungen zurück / Angeblich besteht kein Anlaß zu Disziplinarmaßnahmen

West-Berlin. Sollten die Anschuldigungen der CDU zutreffen, entpuppt sich der einstige Sunny-Boy, Sportstaatssekretär Hans-Jürgen „Cola“ Kuhn (AL), mal wieder als Schmuddelkind des Westberliner Senats. Wie der CDU -sportpolitische Sprecher Manfred Preuss behauptet, habe Kuhn durch persönliche Intervention und gegen die Auffassung der Personalabteilung und des fachlich zuständigen Abteilungsleiters dafür gesorgt, daß sein „Freund und Parteigenosse“ Günter Lütke in der Sportverwaltung eine „hochdotierte“ Führungsposition als Regierungsdirektor erhalten habe. Dazu habe Kuhn persönlich den Ausschreibungstext verändert, um so die Stelle nicht nur für Beamte, sondern auch für andere Bewerber offenzuhalten. Gegen die Auffassung der beteiligten Beamten und des örtlichen Personalrats habe er dann den Sozialarbeiter und Diplomsoziologen Lütke auf diese Stelle gehievt, wobei hier schwingt sich die CDU zur Frauenfürsprecherin auf eine „Spitzenkandidatin“ aus dem eigenen Hause übergangen worden sei.

Die „Unterstellung einer Diskriminierung“ sei in diesem Falle jedoch „fehl am Platze“, heißt es dazu aus gutunterrichteten Kreisen in der Sportverwaltung. Selbst der Personalrat habe die Ablehnung Lütkes seinerzeit lediglich damit begründet, daß „Entscheidungen gegen HausbewerberInnen die MitarbeiterInnen von Verwaltungen demotivieren“.

Kuhn persönlich äußerte sich gestern nicht zu den Anschuldigungen der CDU. Wie sein Pressesprecher Stefan Woll erklärte, lägen im vorliegenden Fall keinerlei Rechtsverstöße vor, weshalb für disziplinarische Vorermittlungen auch keinerlei Anlaß bestünde. Bei Ausschreibung der betreffenden Stelle sei nach Abstimmung mit der Personalabteilung ausdrücklich der Wunsch des Abteilungsleiters berücksichtigt worden, sowohl Beamte wie auch Angestellte als BewerberInnen zuzulassen. „Geringfügig verändert“ worden sei der Ausschreibungstext durch Kuhn lediglich dadurch, daß er „unter anderem“ eine zusätzliche Anforderung aufgenommen habe. Faktisch dementierte die Pressestelle darüber hinaus den CDU-Vorwurf, daß Lütke gar nicht erst in die engere Wahl gekommen sei. Der Staatssekretär habe Lütke nach Abschluß sämtlicher Vorstellungsgespräche dem Personalrat als bestgeeignetsten Kandidaten vorgeschlagen, was der Personalrat im Rahmen seiner Mitbestimmung jedoch abgelehnt habe. In einer daraufhin von der zuständigen Personalabteilung angestrengten Einigungsverhandlung zwischen Amtsleitung und Personalrat sei ein gemeinsamer Beschluß nicht möglich gewesen, so daß letztendlich die Amtsleitung entschieden habe, die Stelle mit Lütke zu besetzen. Die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen gegen diese Entscheidung Widerspruch einzulegen, habe der Hauptpersonalrat jedoch nicht wahrnehmen wollen.

maz