: Ein Fisch namens Fawlty
■ John Cleese als Hotelier / „Fawltys Hotel“, RTLplus, 18.15 Uhr
Mit der großspurigen Verlautbarung, es handele sich um die erste bundesdeutsche „Sitcom“, startete das ZDF im Juni die Vorabendserie Alle meine Babys. Tatsächlich gibt es diese Spielart der Fernsehunterhaltung bei uns schon lange Wolfgang Menges Ein Herz und eine Seele beispielsweise, die wiederum Vorläufer in den Experimentierjahren der dritten Programme hatte.
In den Kabelkanälen laufen jede Menge dieser „situation comedies“. Einen besonderen Leckerbissen hat RTL plus ab heute jeweils samstags um 18.15 Uhr im Programm: die britische TV-Serie Fawltys Hotel. Geschrieben wurde sie von Ex-Monty- Python John Cleese - bekannt auch aus Clockwise und Ein Fisch namens Wanda - und seiner Frau Connie Booth. Cleese spielt die Titelrolle des Basil Fawlty, Connie Booth agiert als stets etwas entrückt wirkende Serviererin Polly.
Fawltys Hotel steht in Torquay, zur Sommerzeit ein viel frequentierter Touristenort im Südwesten Englands. Ein paar Gäste verirren sich mitunter auch in das Hotel des Ehepaars Fawlty, obwohl Basil sich alle Mühe gibt, sie zu vergraulen. Schon die drei Stammgäste, zwei alte Ladies und ein pensionierter Major, gehen ihm fürchterlich auf die Nerven. Zudem beanspruchen ihn die Mühen und Widrigkeiten des Alltags, die er mit geradezu verbissenem Ungeschick zu meistern versucht. Starrköpfig verrennt er sich in Ideen und Problemlösungen, auch wenn sie sich längst als untauglich erwiesen haben. Cholerisch, selbstgerecht und misanthropisch beharrt Fawlty wider besseres Wissen auf seinen Ansichten. So weiß er, daß sein Jackett von erlesener Geschmacklosigkeit ist, aber schließlich ist es ein Familienstück. Sein trockener Kommentar: „Wir haben keinen Geschmack. Aber Stil.“
Aufrecht erhalten wird der Hotelbetrieb von Mrs.Fawlty (Prunella Scales), einer resoluten und patenten Frau. Haareraufend bügelt sie nicht nur die Verstiegenheiten ihres Gatten aus, sondern kümmert sich auch um die Eskapaden des spanischen Kellners Manuel, der sich noch immer bemüht, ein paar Brocken Englisch zu erlernen.
Für die Rolle des Basil Fawlty hat ein Hotelier Pate gestanden, den John Cleese 1972 während der Dreharbeiten zu einem Monty-Python-Film kennenlernte. Mit urbritischem Humor karikierte Cleese diesen Grobian in einer zehnteiligen Serie, die hervorragende Kritiken erhielt. Leider geht durch die betuliche, in der DDR vorgenommene Eindeutschung einiges vom Wortwitz des Originals verloren; wer den genießen möchte, beschaffe sich das englischsprachige Buch zur Serie (The Complete Fawlty Towers) oder Videokassetten der englischen Folgen, die, wie Sven Böttcher dankenswerterweise im 'Kowalski‘ 8/90 öffentlich machte, zu beziehen sind über Thomas Hitz, Postfach 165, CH-8907 Wettswil.
Harald Keller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen