: Petunien sind verblichen
■ Erste Genfreisetzung wird zum jämmerlichen Flop / Fast die Hälfte der Pflanzen haben in der Hitze Farbe verloren
Berlin (dpa/taz) - Das umstrittene und unter großem publizistischen Getöse in diesem Frühjahr gestartete Petunien-Experiment des Kölner Max-Planck-Institutes ist kläglich gescheitert. Die erste Freisetzung von genmanipulierten Organismen in der Bundesrepublik war ein einziger Flop. Die 30.000 Balkonpflanzen auf dem umzäunten und streng bewachten Institutsgelände sind in den Hitzetagen im Juli und August überraschend, aber heftig ausgeblichen. Davon konnten sich JournalistInnen am Freitag bei einer Begehung vor Ort überzeugen.
Die Forscher hatten gehofft, daß einige wenige der lachsroten Pflanzen durch den Einfluß von springenden Genen in die Farbe weiß umschlagen würden. Tatsächlich ist jetzt aber fast jede zweite Blüte weiß. Und von springenden Genen, den Motoren der Evolution, ist nichts zu sehen.
Die Wissenschaftler sind ziemlich ratlos. Sie wissen vor allem nicht, ob die Bleichfärbung auf die hohen Temperaturen und die intensive UV-Strahlung der Hundstage oder auf die Genmanipulation zurückzuführen ist - den Pflanzen war ein Mais-Gen eingebaut worden. Sicher sind die Genforscher nur, daß der Sabotageakt von Kritikern, die einige schneeweiße, nichtmanipulierte Petunien untergeschmuggelt hatten, mit dem Farbumschlag nichts zu tun habe. Für die Wetterthese spricht, daß die späten Blüten, die sich in den letzten kühleren Tagen entfaltet haben, wieder stärker lachsrot gefärbt sind.
„Plansoll übererfüllt“, meldete süffisant die grüne NRW -Landtagsabgeordnete Katrin Grüber. Für sie ist der gescheiterte Versuch der Kölner Forscher ein Beweis für die Ahnungslosigkeit der Gentechniker: „Nicht auszudenken, was auf uns hätte zukommen können, wäre der Freilandversuch mit weniger harmlosen Lebewesen als Petunien durchgeführt worden.“ Grüber erneuerte ihre Forderung eines Verbots für Freisetzungen genmanipulierter Organismen.
-man
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen