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Uranschleuders Geburtstag

■ Gronau: Bürgerinitiative fordert von Stadt und Land die sofortige Stillegung

Für den radioaktiven Müll der Gronauer Uranfabrik „Uranit“ besteht kein gültiger Entsorgungsnachweis mehr. Mit dem

rot-grünen Aus für den als Zwischenlager konzipierten Schacht Konrad bei Salzgitter ist der im atomrechtlichen Genehmigungs

verfahren angegebene Entsorgungsweg hinfällig geworden. Der Gronauer Arbeitskreis Umwelt (AKU) machte anläßlich der Inbetriebnahme der Uranfabrik heute vor genau fünf Jahren erneut darauf aufmerksam, daß die Bevölkerung um Gronau vor allem durch Niedrigstrahlung der freiliegender Uranfässer erheblich gefährdet sei. Die Bürgerinitiative fordert in einem offenen Brief an den nordrhein-westfälischen Wissenschatsminister Einert die sofortige Stillegung der Uranschleuder.

Die Gronauer Uranit gehört zu gleichen Teilen den AKW -Betreibern Preußen-Elektra, RWE (Treuhänder: Nukem) und dem Chemiekonzern Hoechst. Bei der Anreicherung wird Uran spaltbar gemacht, indem der natürliche Anteil des Uranisotops 235 von etwa 0,7 auf drei Prozent in der Gesamtmasse erhöht wird.

Dazu wird das Uran zunächst als Uranhexafluorid verflüssigt. In der Gronauer Fabrik werden dann im sogenannten Zentrifugenverfahren die schweren Isotope abgetrennt und so in mehreren Schleudergängen der Anteil des Isotops Uran 235 ständig erhöht: Die spezifisch schwereren Isotope werden dabei an den Rand geschleudert, das leichtere 235 bleibt in der Mitte der Zentrifuge. Die „Uranit“ hat derzeit eine Betriebsgenehmigung für 400 Tonnen Trennmaterial pro Jahr, das entspricht dem Brennkammerfassungsvermögen von vier Leichtwasserreaktoren. Die schweren

Uranisotope, vor allem das 238, das bei der Anreicherung als „Abfall“ entsteht, kann durch Neutronenbeschuß in Plutonium umgewandelt werden, der giftigste Stoff, der derzeit bekannt ist.

Seit fünf Jahren läuft die Anlage, seit fünf Jahren kämpft der AKU Gronau dagegen. Regelmäßige Protestspaziergänge, Demos und Widerstandscamps konnten der Anlage jedoch bis heute nichts anhaben. Mit dem Ende des Schachtes Konrad wittern die AtomgegnerInnen neue Morgenluft. Die Landesregierung müsse nun die atomrechtliche Genehmigung zurückziehen, der Stadtrat von Gronau eine entsprechende Resolution unterstützen.

Doch die BI kämpft nach fünf Jahren auch mit der eigenen Existenz. „Wir sind derzeit gerade mal sechs oder sieben Leute“, erläutert Gertrud Lüders den aktuellen Personalnotstand im örtlichen Widerstand. „Die Leute hier interessieren sich kaum noch für die Fabrik“. Am 2. September will die BI den Fabrikgeburtstag mit einer Luftballonaktion begehen. „Damit soll festgestellt werden, wohin z.B. Uranpartikel wehen, die aus der UAA (Urananreicherungsanlage) freigesetzt werden.“ Mit der Luftballonaktion wird gleichzeitig ein zweiter Geburtstag gefeiert: Seit vier Jahren laufen die Uran-GegnerInnen regelmäßig gegen die Uranit. Den Geburtstag der Inbetriebnahme würdigen die KritikerInnen mit einem Info -Stand in der Gronauer Innenstadt. Markus Daschne

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