: Haustiere als Spielzeug
Wenn das verwöhnte Haustier noch nicht ganz verblödet ist, und es sich erlaubt, sich artgerecht zu verhalten, dann ist es aus mit der Tierliebe. Die Kreatur wird ohne Wenn und Aber hingerichtet. Dumme Menschen, die sich nicht einmal die Mühe machen, etwas über das Tier zu erfahren, das sie sich da zu ihrer Zerstreuung und Belustigung angeschafft haben, gehen fast immer straffrei aus, wenn es zur Katastrophe kommt. So versuchte ein Schäferhund in New York wahrscheinlich nur die Rangordnung in „seinem Rudel“ klarzustellen, als er ein fünf Tage altes Baby aus der Wiege riß und auffraß. Der kleine Anthony lag nicht in seinem Bettchen, als seine Eltern am Morgen
nach ihm sehen wollten. Die Wiege des Kindes war blutverschmiert, und herbeigerufene Polizisten fanden nur noch Fetzen des Strampelanzugs des Kleinen. Daraufhin wurde der Hund der Familie, ein drei Jahre alter und 40 Kilogramm schwerer Schäferhund, durchleuchtet. Dabei entdeckte man Körperteile des Babys im Magen des Tieres. Der Hund wurde natürlich sofort getötet. Die Eltern wurden nicht belangt.
Mit knapper Not ist letzten Freitag ein Mann in der englischen Grafschaft Yorkshire im Schlafzimmer seines Hauses dem Angriff einer indischen Pythonschlange entkommen, die er sieben Jahre lang dort als Haustier gehalten hatte. „Weil es so heiß war, wollte ich das Wasser in ihrem Becken wechseln. Da hat sie mich in einen Finger gebissen und sich um meinen Arm gewickelt“, schilderte
Martin Napier in Sprotbrough bei Doncaster später sein Abenteuer. 20 Minuten lang kämpfte er, um die 4,5 Meter lange, über 25 Kilo schwere „Myrtle“ vom Arm loszuwerden und von einem Bein abzuschütteln, in das sich das ausgewachsene Reptil da
nach verbissen hatte. Hilfe konnte er dabei nicht erwarten, da seine Frau und seine beiden Stiefsöhne bei der Arbeit waren. In panischer Angst versuchte Napier schließlich, die Schlange mit einem Spaten zu erschlagen, hatte aber auch damit keinen Erfolg. Erst ein Tierarzt, den der Mann angerufen hatte, befreite ihn endgültig von seinem schon arg lädierten Haustier. Er spritze „Myrtle“ eine tödliche Menge Beruhigungsmittel. Um ganz sicher zu gehen, nahm er „zehnmal so viel, wie man braucht, um einen Hund zu töten“.
Napier konnte sich das Verhalten der Python nicht erklären: „Ich hatte sie schon in die Kneipe mitgenommen oder im Garten spielen lassen, auch als Kinder dabei waren, und nie ist etwas passiert.“ Als die Schlange nicht mehr Spielzeug sein wollte, mußte sie sterben!
Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen