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Bildete Bundeswehr doch irakische Offiziere aus?

Göttingen/Berlin (taz) - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist über das Dementi des Bundesverteidigungsministeriums befremdet, wonach es seit Mitte der sechziger Jahre in der Bundesrepublik keine militärische Ausbildungshilfe für den Irak mehr gegeben haben soll. Von der Bundeswehrhochschule München/Neubiberg und auch von anderen militärischen Ausbildungszentren liegen der GfbV anderslautende Auskünfte Vor. So bestätigte die Bundeswehrhochschule noch Anfang August, daß der letzte Lehrgang mit irakischen Offizieren im Juli 1990 beendet worden sei. Gestern dagegen hieß es von seiten der Bundeswehrhochschule, die Ausbildung irakischer Offiziere sei Ende letzten Jahres beendet worden.

25 irakische Offiziersanwärter, so weiß die GfbV seit 1987, seien gemeinsam von der Firma Dornier, der irakischen Luftwaffe, den Carl-Duisberg-Centren und der Carl-Duisberg -Gesellschaft an der Bundeswehrhochschule seit 1983 ausgebildet worden. Damals bestätigte der Geschäftsführer der Carl-Duisberg-Centren, daß die Ausbildung der Iraker vermutlich 1990 beendet werde.

Die Menschenrechtsorganisation ist bereits während des Golfkrieges und nach den ersten Giftgasangriffen der irakischen Luftwaffe auf kurdische und christlich-assyrische Siedlungen mit ihren Informationen an die Öffentlichkeit getreten. Auch damals reagierte das Bundesverteidigungsministerium prompt: Am 26.März 1986 wandte sich Dr. Rautenberg im Namen des damaligen Bundesverteidigungsministers Wörner an die Gesellschaft. Eine Verstrickung der Bundesregierung in den Golfkrieg gebe es nicht. Außerdem wurde bestritten, daß mindestens sieben irakische Offiziersanwärter sowie 25 weitere Iraker in einem Spezialstudiengang ausgebildet würden. Dr. Rautenberg in seinem Brief: „Lediglich ein irakischer Kadett und zwei oder drei iranische Kadetten absolvieren gegenwärtig im Rahmen ihrer Ausbildung als Offiziere ein Studium an einer Hochschule der Bundeswehr.“ Die GfbV hat nun angekündigt, daß sie die Akten nochmals dem Bundesverteidigungsministerium überreichen werde und eine erneute Beurteilung verlange.

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