piwik no script img

Walesa plädiert für Auflösung der „Solidarität“

Rimini (dpa/taz) - Soidarnosc-Führer Lech Walesa hat sich angesichts der seit Monaten andauernden und von ihm selbst mitausgelösten Querelen an der Spitze der polnischen Gewerkschaft für eine Auflösung seiner Organisation ausgesprochen. Polen brauche eine freie Marktwirtschaft, freie Parteien und auch freie Einzelgewerkschaften. „Die 'Solidarität‘ können wir uns dann in guter Erinnerung behalten“, äußerte Walesa in einem am Montag veröffentlichten Interview der 'Corriere della Sera‘. Die heutige Lage in Polen, die er „im wesentlichen so geschaffen habe“, sei grundsätzlich anders als zu Zeiten der Gründung und des Kampfes der Soidarnosc gegen die Kommunisten, meint der Arbeiterführer. „Die Kommunistische Partei ist aufgelöst und mußte einen Schritt nach vorwärts tun, und dies müssen auch Michnik, Geremek und Mazowiecki tun“, kritisierte Walesa seine bisherigen Kampfgenossen. „Es gibt keine KP mehr, niemand zum Angreifen, niemand, mit dem zu diskutieren ist, keine Opposition.“ Dies sei für alle unbequem. Die Strukturen der Soidarnosc, so Walesa, waren geeignet, den Kommunismus zu bekämpfen. Nun müßte sich das politische Leben neu gestalten. Walesa, der selbst Präsident von Polen werden will - eine Kandidatur, die bei seinen ehemaligen Mitstreitern nicht gern gesehen ist - sollte gestern vom Papst empfangen werden.

Siehe Dokumentation S.10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen