: Offener Brief
■ an Bundeskanzler Kohl
an Bundeskanzler Kohl
Mit Sorge verfolgen wir die Entwicklung im Mittleren Osten und der Golfkrise. (...)
Ein Engagement im Rahmen der Nato-Partnerschaft oder einer Sicherheitspartnerschaft im Rahmen einer Weltfriedenstruppe der UN führt zu Polizei- und Kontrollaufgaben der Bundeswehr. Dies birgt unseres Erachtens die Gefahr, bei noch so hohen, freiheitlichen Zielen in tragischer Weise in unkalkulierbare Auseinandersetzungen und Konflikte anderer Nationen hineingezogen zu werden. Eigenverantwortlichkeit der jeweils beteiligten Länder, Konflikte zu lösen und friedliche Beziehungen aufzubauen, ist damit ausgeschlossen. Sie werden zum Spielball der ökonomischen und politischen Interessen der jeweiligen Großmächte. Dauerhafte Friedenssicherung ist somit unerreichbar.
(...) Man will uns glauben machen, es sei unsere Pflicht, westliche Verbündete nicht im Stich zu lassen und unterdrückten Völkern zu helfen, indem wir Kriegsschiffe schicken.
Solange wir nichts Wirkungsvolles dagegen tun, daß deutsche Waffen in aller Welt zu haben sind, solange Giftgasanlagen der deutschen Industrie in Krisenregionen gelangen können, Krieg ein lukratives Geschäft deutscher Großkonzerne bleibt, brauchen wir uns über die bitteren Früchte im Mittleren Osten oder größenwahnsinniger Diktatoren nicht zu wundern. Die Endauszahlung ist reggressive Kanonenbootpolitik und Kriegsneurose.
Hinsichtlich der deutschen Einheit und der deutschen Vergangenheit ist das ein fragwürdiger Preis! Welchen Frieden und was für eine Freiheit wird hier verkauft, geschweige denn verteidigt. Deutsche Waffen in aller Welt! Weiter kann sich die Bundesrepublik Deutschland vom Grundgesetz und dem Geist von Herrenchiemsee nicht entfernen.
Wir fordern Sie eindringlich auf: Wider den Krieg! Rufen Sie die deutschen Schiffe und Soldaten zurück!
Franc Steeger-Ballbach, Michael Unleserlich, Gerald Koch, BRD, Lars Fechner, Christoph Scheibert, DDR
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