Private Zukunft für DT64

■ Die DT64-Chefredaktion plant regionalen Privatsender / Verhandlungsautonomie liegt jetzt bei der Senderredaktion / Auch Mercedes im Gespräch

INTERVIEW

taz: Die Okkupation der DT64-Frequenzen durch den RIAS ist noch einmal abgewendet worden. Die Frage aber bleibt: Was wird aus DT64?

Michael Schiwack, Chefredakteur: Nachdem über Monate nichts passierte, wird sich jetzt was bewegen müssen. Eine Gefahr war vor allem, daß DT64 in keinem Vertrag oder Gesetzesvorlage mehr auftauchte. Jetzt sind wir plötzlich der bekannteste Sender Deutschlands, man spricht wieder über uns.

Wolfgang Martin, stellvertretender Chefredakteur Musikbereich: Man muß klar sagen: Das Programm den Ländern anzubieten und den Sender auch personell in dieser Form zu erhalten, hat sich als Illusion erwiesen.

Schiwack: Nun bekommen wir als Kostenausgleich und zur Absicherung der Kollegen 400.000 DM, wenn wir bis zum 31. März 1991 in die private Wirtschaft überwechseln.

Martin: Wir waren uns bereits in den letzten vier Wochen darüber einig, daß wir jetzt auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gehen müssen. Um nicht ganz abgeschaltet zu werden, sind wir bereit, über eine Privatisierung für Berlin-Brandenburg zu verhandeln.

Das heißt, es war schon vor der ganzen Aktion mit dem RIAS klar, daß DT64 auf Berlin-Brandenburg zusammenschrumpft?

Martin: Ja. Das hat natürlich Wirbel bei der Belegschaft gegeben, weil das nicht mit dem gesamten Personal geht. Zur Zeit gibt es Verhandlungen mit „ffn“ und da wird es heute wieder einen Termin geben.

Schiwack: Ich habe da generell keine Berührungsängste, zum Beispiel auch mit Mercedes zu verhandeln, die sich angeboten haben. Dazu kenne ich das Geschäft zu gut entweder man macht es konsequent oder nicht. Wichtig ist für mich die Programmautonomie, der Standort Nalepastrasse und vertretbare Arbeitsplatzsicherung.

Was passiert mit den 136 MitarbeiterInnen von DT64?

Martin: Es gibt die Zusicherung von seiten des Intendanten Singelnstein, daß 55 Arbeitsplätze im Rundfunk der DDR erhalten bleiben. Bei dem Rest hängt es davon ab, wieviele Leute wir im Rahmen der Privatisierung garantiert bekommen. Es müssen aber unserer Ansicht nach 70 bis 80 Leute sein, damit wir weiter das Programm machen können. Interview: Micha Möller

Martina Habersetze