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„DDR-Gewinnler“ und „Schlachtviehtourismus“

Münster (dpa) — Als „DDR-Gewinnler“ verurteilte Bauernpräsident Constantin Freiherr von Heereman am Montag westdeutsche Schlachtbetriebe, die billiges Vieh aus der DDR in großen Mengen kauften und verarbeiteten. Heereman forderte am Montag in Münster „unbedingte Maßnahmen“ gegen diese „skrupellosen“ Händler. Der Aufkauf der Schweine und Rinder im anderen Teil Deutschlands ruiniere die dortigen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und verderbe im Westen die Preise. Der Präsident des Bauernverbandes verlangte „moralischen und berufsständischen Druck“ auf diejenigen, die sich an der „Not in der DDR gesundstoßen“ wollten. Heereman liegen nach eigenen Angaben Kopien sämtlicher Abrechnungen über Viehverkäufe in der DDR vor. Er wolle diese Unterlagen an den Bundeslandwirtschaftsminister weiterreichen. Der Schlachtviehüberschuß in der DDR ist Heeremans Angaben zufolge so groß, daß er gar nicht allein von der Bundesrepublik aufgenommen werden könne. Der Sprecher des Bundesverbandes der Versandschlächtereien (Bonn) wies die Vorwürfe Heeremans jedoch weit von sich. Er wies darauf hin, daß noch vor wenigen Wochen die DDR-Landwirte das Vieh an einheimische Schlachtereien kaum noch verkaufen konnten, da nur noch Waren aus dem Westen gefragt gewesen seien. Darüber hinaus sei ohnehin ein Ende der günstigen Preise in Sicht: die DDR werde in großen Mengen Schweine- und Rindfleisch in die Sowjetunion ausführen.

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