Isoliert und verängstigt

■ Kuwaits Bevölkerung versinkt in Apathie

Manama (afp) —Rund fünf Wochen nach der irakischen Invasion versinkt die kuwaitische Bevölkerung offenbar in Apathie. Von der Besatzungsmacht völlig von der Welt abgeschnitten, ohne jegliche Möglichkeit zu telefonieren oder sich umfassend zu informieren, durch Gerüchte zusätzlich aufgeschreckt, erfasst nur noch Angst die Menschen. „Die Frauen und Kinder, die in den ersten Tagen der Invasion den irakischen Truppen getrotzt haben und auf die Straße gegangen sind, haben ihren Protest schon seit langem aufgegeben“, erzählt ein kuwaitischer Bankkaufmann, der vor wenigen Tagen seine Heimat verlassen konnte. Seit sie zu Bürgern der 19. irakischen Provinz erklärt wurden, sind die Kuwaiter fast völlig isoliert. Die Telefonverbindungen mit dem Ausland sind gekappt, Telefongespräche innerhalb Kuwaits werden abgehört. Radio und Fernsehen werden von Bagdad aus gemanagt, alle fünf kuwaitischen Tageszeitungen haben seit dem 2. August ihr Erscheinen eingestellt. „Die Iraker stören alle ausländischen Radiosender“, berichtet ein kuwaitischer Geschäftsmann. 'An-Nidal‘, das „Informationsblatt“ der Besatzer kauft niemand.

Nachts wird Kuwait-City zur Geisterstadt. Aus Angst vor möglichen Guerilla-Aktionen oder willkürlichen Festnahmen igeln sich die Menschen in ihren Wohnungen ein, sobald die Dämmerung anbricht. Am Tag schleichen nur wenige Autos über die Prachtstraßen, die meisten Geschäfte bleiben geschlossen. Viele berichten aber, daß die Nahrungsmittel in der Stadt noch nicht knapp geworden sind.

Angst ist zum wichtigsten Gefühl der kuwaitischen Bevölkerung geworden: Frauen trauen sich nicht mehr auf die Straße, aus Angst, von irakischen Soldaten vergewaltigt zu werden; Autofahrer befürchten, daß ihr Benzin beschlagnahmt wird, wenn nicht sogar ihr ganzer Wagen. Händler haben Angst vor Plünderern, die Manager großer Kaufhäuser vor Brandstiftern. Gerüchte haben Informationen ersetzt und tragen zusätzlich zur Lähmung des öffentlichen Lebens bei.