Liberias Präsident Doe von Rebellen ermordet

Abidjan (taz) - Samuel Doe, seit 1980 Präsident Liberias, ist tot. Nach seiner Gefangennahme durch die Rebellen von Prince Johnson hatte dieser verkündet, Doe den Prozeß machen zu wollen. Offensichtlich machte er kurzen Prozeß: Die verstümmelte Leiche des knapp vierzigjährigen Präsidenten wurde am Montag abend in der Nähe der „Island Clinic“ in Monrovia zur Schau gestellt. Angeblich erlag Doe nach dem Verhör durch Prince Johnson seinen Schußverletzungen.

Hunderte Rebellen der Johnson- Fraktion hatten Does schwerbewaffnete Leibwache im Hauptquartier der Westafrikanischen Friedenstruppe (ECOMOG) angegriffen. Mit automatischen Waffen kämpfte Johnsons übermächtige Truppe die von Israelis und Rumänen ausgebildete Spezialeinheit Does nieder. 64 Leichen blieben auf dem Schlachtfeld zurück. Die fast 4.000 Mann starke ECOMOG, von Charles Taylor stets der Parteilichkeit für Doe verdächtigt, schaute dem Gemetzel passiv zu.

Ihr politischer Sprecher, Dr. A. Bunden, erklärte kleinlaut, daß der Rücktritt Does ja schließlich eines der Ziele der Intervention gewesen sei. Von daher sei diese dramatische Wendung „ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärte auch der Präsident Gambias. Ob die Glaubwürdigkeit der Friedenstruppe und auch Prince Johnsons dadurch gestiegen ist, muß bezweifelt werden: Erst kurz vorher war ein zehntägiger Waffenstillstand zwischen Johnson und Doe verkündet worden und Johnson hatte zu einer gemeinsamen Front gegen den von ihm noch mehr verhaßten Taylor aufgerufen.

Stattdessen hat sich Johnson nun selbst zum amtierenden Präsidenten erklärt. Bisher negierte er stets politische Ambitionen, galt als hartgesottener Kämpfer à la Rambo: Er ist für willkürliche Exekutionen von Plünderern; auch wehrlose Krankenhauspatienten fielen ihm und seinen Schlächtern zum Opfer.

Die noch etwa 1.000 Doe-treuen Soldaten, Angehörige der Krahn- und Mandingo-Völker, müssen nun um ihr blankes Überleben kämpfen. Johnsons Leute begannen bereits mit der Jagd auf die zum Teil führungslos durch Monrovia ziehenden Reste der Armee. Zahlreiche Doe-Soldaten verbrennen ihre Uniformen und verstecken sich im Stadtgebiet oder versuchen verzweifelt, das Land zu verlassen. Peter Labbé