: Die Rückkehr des Blechbullen
■ „RoboCop II“ — Maschinenträume aus dem Comicstrip
Der Science-Fiction- Film RoboCop war das eindrucksvolle Hollywood-Debüt von Paul Verhoeven. Der Holländer („Gewalt fasziniert mich“) war mit der erklärten Absicht nach Amerika gekommen, einen der blutrünstigsten Filme aller Zeiten zu drehen, mußte aber feststellen, daß es auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Grenzen gibt. Insgesamt achtmal schickten sie ihn mit seinem fertigen Film in den Schneideraum zurück, bis die US- Zensoren endlich Ruhe gaben. Der so gestutzte RoboCop konnte sich immer noch sehen lassen. Allein in den USA spielte das Superhelden-Spektakel mehr als 50 Millionen Dollar ein, und die amerikanische Presse feierte ihn als „besten Actionfilm“ des Jahres 1987.
Das futuristische Drama spielt in nicht allzu ferner Zukunft. Großkonzerne regieren Amerika. In Detroit wurde die Polizei privatisiert, doch die Firma OCP kann gar nicht soviele Cops einstellen, wie auf den Straßen abgeknallt werden. Sie experimentieren deshalb mit Robotern als Gesetzeshüter. Aber erst, als sie das Gehirn des im Dienste des Konzerns getöteten Polizisten Murphy in eine Maschine einbauen, haben sie die ultimative Waffe gegen Gesetzlosigkeit: ein modernes Frankenstein-Monster aus dem High-Tech-Labor, den RoboCop. Fortan stapft dieser kraftstrotzende Cyborg wie ein chromglitzernder Godzilla durch die Stadt, rettet die Wehrlosen und klatscht die Gangster an die Wand. Bis sich eines bleihaltigen Tages die Law-and-Order-Maschine daran erinnert, daß sie einmal ein Mensch war...
Verhoevens RoboCop ist ein verfilmter Comicstrip. Exzessive Gewaltdarstellung, skuriller tiefschwarzer Humor, Superhelden und Monster — alles Grundelemente der Groschenhefte. Der Regisseur sah aber auch „die Gelegenheit, die Gegenwart zu reflektieren und über die nahe Zukunft zu spekulieren“, und nahm sie wahr. Als man den enormen Erfolg wiederholen wollte und ihm RoboCop II anbot, lehnte er jedoch ab: „Das wäre langweilig gewesen, das wäre Wichserei gewesen. Es ist schon schwer genug, eine gute Fortsetzung zu drehen, aber wenn derselbe Regisseur das ein Jahr später macht, das ist das Schlimmste.“ Irvin Kershner (Sag niemals nie) bekam den Job. Der war froh, daß er „nicht erklären mußte, wer RoboCop ist. Diese Arbeit haben sie mir im ersten Film abgenommen. So konnte ich mich voll darauf konzentrieren, was im zweiten Teil passiert.“ Peter Weller stieg wieder in die Rüstung des Blechbullen und Nancy Allen, seine humanoide Partnerin aus dem ersten Teil, ist auch wieder dabei. Die Tage des coolen computergesteuerten Hybriden sind gezählt, denn OCP, der Konzern der ihn einst herstellte, hat ein Nachfolgemodell entwickelt, den RoboCop 2. OCPs machtsüchtiger Boß plant, die monströse Wunderwaffe für seine eigenen finsteren Interessen einzusetzen. Der alte Eisen- Mann soll auf den Schrottplatz, er ist aber immer noch Mensch genug, um sich nicht so leicht geschlagen zu geben.
Das neue RoboCop-Märchen ist amüsanter als der Vorläufer, es erinnert augenzwinkernd an Hollywoods vergangene Science-Fiction-Tage, und wenn RoboCop-2 auftaucht, wird das ganze Ding endgültig zum Monsterfilm der 50er Jahre. Die Geschichte ist klarer strukturiert und besser erzählt, die Spezial-Effekte sind perfekter, und es wurden weniger Gewalt und dafür mehr Lacher eingestreut als in Teil Eins. Irvin Kershner ist etwas gelungen, was äußerst selten ist: Die Fortsetzung ist besser als das Orginal! Karl Wegmann
Irvin Kershner: RoboCop II , mit Peter Weller, Nancy Allen u.a., USA 1990, 120 Min.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen