: Streit um Asiaten in Irak
■ Delhi will Indern am Golf Lebensmittel schicken/ Werden westliche Flüchtlinge bevorzugt?/ Irans Präsident wettert gegen USA/ London will Truppen verstärken
New York/Washington/Amman/ Damaskus (adn/ap/afp) — Bis zu 800 amerikanische und britische Staatsbürger — zumeist Frauen und Kinder — können nach Mitteilung eines US-Diplomaten in Bagdad aus Kuwait ausreisen. US-Bürger arabischer Abstammung werden ebenfalls die Ausreiseerlaubnis erhalten.
Aus UNO-Kreisen in Bagdad verlautete, daß die Botschafter Indiens, Bangladeschs, der Philippinen und Sri Lankas am Dienstag mit UNO- Vertreter Coffi Annana zusammentrafen, um dringende Hilfe bei der Versorgung und Evakuierung ihrer Landsleute zu erbitten. Der indische Botschafter sagte, daß noch rund 190.000 Inder in Lagern hausten. Die Asiaten sollen erbost darüber sein, daß den Flüchtlingen aus dem Westen Vorrang eingeräumt werde. Die zur Bewegung der Blockfreien zählenden Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates haben dem Sanktionsausschuß des Rates einen Beschlußentwurf vorgelegt, der es der indischen Regierung erlauben soll, den noch in Kuwait festsitzenden Indern ein Schiff mit Nahrungsmitteln zu schicken. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, sind vor allem die USA dagegen, für Indien eine Ausnahme zu machen und damit einen Präzedenzfall zu schaffen. Der am 6. August gefaßte Sanktionsbeschluß der UNO gestattet die Lieferung von Lebensmitteln nur aus „humanitären Erwägungen“. Nach Ansicht der USA „hat die Lebensmittelversorgung (in Irak) derzeit nicht den Punkt erreicht, wo eine humanitäre Hilfe nötig ist“. Pakistans Ministerpräsident Jatoi reiste gestern zu einem Besuch in die Golfregion ab.
Großbritannien will demnächst die Entsendung zusätzlicher Truppen in die Golfregion ankündigen. Von einer „bedeutenden“ Verstärkung mit 60 bis 100 Panzern aus den Beständen der Rheinarmee ist die Rede. „Wir brauchen eine Streitmacht, die im Fernsehen gut aussieht“, sagte ein Regierungssprecher. Mehr als 20.000 Senegalesen und an die 40.000 andere Westafrikaner haben sich nach Angaben aus Senegal freiwillig für einen militärischen Einsatz am Golf gemeldet. Taiwan will die US-Truppen im Golf mit 100 Millionen Dollar unterstützen. Und auch die Tschechoslowakei untersucht die Möglichkeit, Ägypten militärisch zu unterstützen und Saudi-Arabien sanitäre Hilfe zukommen zu lassen.
Irans Präsident Ajatollah Ali Khamenei hat am Mittwoch dagegen betont, der Kampf gegen die USA-Militärpräsenz im Nahen Osten zähle als „Heiliger Krieg". Syrien hat dagegen einen Tag vor dem Besuch von US- Außenminister Baker in Damaskus am Mittwoch einen scharfen Ton gegen den Irak angeschlagen. Dem irakischen Regime stehe es nicht zu, sich zum „Sprecher der Armen" aufzuschwingen, schrieb die regierungsnahe Zeitung 'Tischrin‘; Bagdad habe in Wirklichkeit „Elend, Tod und Vernichtung" über die Armen in Arabien und der Welt gebracht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen