1,5 Millionen für Zivi-Ersatz

■ Behinderte: „Nur Zudeckelung eines Notstandes“ / Perspektiven fehlen

1,5 Millionen Mark hat der Finanzsenator gebilligt, um die Betreuung der Schwerstbehinderten in Bremen zumindest vorläufig aufrechtzuerhalten. Denn wenn zum 1. Oktober die ersten Zivildienstleistenden ihren Dienst nach 15 abgeleisteten Monaten quittieren, dann bangen besonders die Schwerstbehinderten um ihre individuelle Betreuung. Nach Unterlagen der Sozialbehörden werden in Bremen derzeit rund 80 Behinderte von mehr als 100 Zivis betreut. „Für die Behinderten ist die IBS (Individuelle Schwerstbehindertenbetreuung) eine unverzichtbare Hilfe“, betont Sozialsenatorin Uhl. „Wir wollen daher den Engpaß bei den Zivildienstleistenden durch die befristete Einstellung hauptamtlicher Kräfte überbrücken“, sagt sie. Die Senatorin mutmaßt, daß 44 solcher Ersatzkräfte eingestellt werden müssen, falls sich keine neuen Zivis bewerben.

Die Behinderten selbst kritisieren unterdessen, daß dieser Beschluß der Sozialdeputation nur die „Zudeckelung“ eines Notstandes ist: Längerfristige Perspektiven fehlen. Denn die vorgesehenen Stellen seien bis 31.12.90 bzw. 30.6.91 befristet. Dafür läßt sich nach Ansicht der Betroffenen kein Bewerber finden. Auch die Bezahlung (nach BAT 8) der ErsatzbetreuerInnen sei kaum ein Anreiz, diese Arbeit zu übernehmen. Auch die Zivis hätten die Schwerstbehindertenbetreuung erfahrungsgemäß nur als letzte ihrer Einsatzmöglichkeiten gewählt, erklärt Henri Meier vom Verein „Selbstbestimmt Leben“. Er setzt den eigentlichen Bedarf an BetreuerInnen noch höher an: Die Träger des ISB hätten gerade erst 10-20 Absagen erteilen müssen. ra