piwik no script img

„Öl für die Welt“? McCASH FLOW

Die Talfahrt an den Aktienbörsen geht weiter. Zum Wochenbeginn rutschte der Deutsche Aktien-Index (DAX) auf 1.541 Punkte und damit auf den Tiefststand des Jahres 1990. Bei minimalen Umsätzen ist die Stimmung auf dem Frankfurter Parkett unverändert trüb, wobei aus den immer gleichen Stichworten zur Stimmungslage — „Golf-Krise“ und „DDR“ — geschlossen werden kann, daß es auch noch eine Weile so bleibt, zumal vor dem Hintergrund rapide kletternder Ölpreise auch von New York und Tokio kein neues Hoch zu erwarten ist.

Mit 34 Dollar je Barrel ist Rohöl auf den höchsten Preis seit September 1982 gestiegen, und ein Ende der Fahnenstange ist nicht abzusehen. In der nächsten Woche werden wieder neue US-Konjunkturdaten veröffentlicht, die auch für die Beteiligten des Golf- Konflikts von großem Interesse sein dürften. Denn bei allem Gerede von der „Verteidigung der Freiheit“ gegen den gefährlichen „Irren“ Hussein geht es den Westmächten natürlich in erster Linie nicht um die Menschenrechte der Kuwaitis, sondern um's Eingemachte: den unter der Wüste lagernden Stoff, ohne den ihre Wachstums-Maschinerie ins Stottern gerät. Ein Kommentator der 'FAZ‘ hat das dieser Tage so ausgedrückt: Während früher der Brotpreis über das Wohl und Wehe der Menschen entschied, sei es heute eben der Ölpreis.

Es kann also nicht mehr lange dauern, bis 'FAZ‘ und Unternehmerverbände die Stiftungsaktion „Öl für die Welt“ ins Leben rufen — doch ehe dies passiert und barmherzige Araber aufgerufen sind, ein Kännchen Petroleum für die neuen Dritte-Welt-Nationen spenden müssen, wird man sich mit billiger Gewalt holen, was im Guten auf Dauer zu teuer wird. Spätestens bei der Bombadierung Bagdads werden dann auch die Börsenkurse wieder explodieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen